Seit 25 Jahren gibt es Party, Frühstück, Ausstellungen und Live-Musik im Tunnel.

derstandard.at/Burgstaller

Spanisches Omelett, Arabisches Frühstück und Co. können im Tunnel zum Preis von 2,50 Euro erstanden werden. Dafür stellt man sich auch gerne höchstpersönlich an.

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Tobias, Khatereh und Anna nehmen Platz auf der beliebten Sitzbank im Tunnel. Khatereh und Anna - beide Studentinnen der Ernährungswissenschaften - kommen hier her, weil das Essen "lecker und günstig" ist.

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Mitten im achten Wiener Gemeindebezirk befindet sich ein Lokal, das schon einigen Studentengenerationen als Wohnzimmer, Seminar- und Partyraum, ja sogar als Location für Hochzeitsfeiern gedient hat. Seit einem viertel Jahrhundert bietet der "Tunnel-Vienna-Live" Getränke, Essen und Musik auf stolzen drei Etagen. Genauso alt wirkt das Interieur in zünftigem Wirtshaus-Schick. Betrachtet man noch dazu die studentenfreundlichen Preise und die noch studentenfreundlicheren Essens-Portionen kommt der Verdacht auf: Hier ist die Zeit ein bisschen stehen geblieben.

Als wir das Lokal an einem Mittwochnachmittag testeten war es durchschnittlich gut besucht. Die nette Bedienung servierte prompt. TunnelkennerInnen wissen aber: Das ist nicht immer so. Ist das Haus voll, muss man sich auch schon einmal auf Wartzeiten einstellen. Aufgrund der Größe des Lokales – der Tunnel erstreckt sich auf 700 Quadratmetern – finden sich meistens ruhige Ecken, in denen man ungestört lesen und lernen kann. Zum Zeitpunkt unseres Besuches wurden wir vom guten alten Frank Sinatra beinahe in den Schlaf gewiegt. "Chillig" schön und gut, aber bitte nicht so (lange), dass man fast vom Hocker fällt. Obwohl: Die beliebte Riesen-Sitzbank, die zugleich auch das einzige gepolsterte Mobiliar im Tunnel ist, schon ab und zu zum dösenden Verweilen genutzt wird. "Gespielt wird alles, was uns gefällt. Aber wenn unsere Gäste eine CD bringen, legen wir die auch gerne ein", erzählt Lele. Die Medizin-Studentin arbeitet seit über 15 Jahren im Tunnel.

Das Publikum besteht zum überwiegenden Teil aus StudentInnen, beziehungsweise aus ehemaligen StudentInnen. "Das Frühstück geht bei uns weg wie die warmen Semmeln", schildert Lele. Zwischen 9 und 11 Uhr gibt es alle alkoholfreien Getränke zum halben Preis. Und um wohlfeile 2,50 Euro kann man zwischen fünf verschiedenen Frühstückstellern wählen. Die Karte ist variantenreich: Mit Pizza, orientalischen Gerichten und österreichischer Küche werden unterschiedliche kulinarische Vorlieben bedient. Die getesteten Getreidelaibchen mit Tomatensauce, Reis und Salat um 6,00 Euro wurden großzügig portioniert. Das Geschmackserlebnis: solide-gut.

Der Tunnel hat viele Gesichter: Morgens Frühstückslokal, nachmittags Studierstube und Kaffeehaus, abends Partyraum und Esslokal. Der Veranstaltungskeller wird täglich mit Live-Musik, oft bei freiem Eintritt, bespielt. Wer selbst einen Gig in Tunnel plant, meldet sich am besten persönlich oder via Email. Generell scheint man hier ein Herz für KünstlerInnen zu haben: In der Galerie können eigene Werke ausgestellt werden: „Wir lehnen kaum etwas ab“, macht Lele Mut. Auch für Kinder hat man im Tunnel ein Herz: Die Spielecke und die neu eingeführten Kinderteller mit Getränk um 3,00 Euro erleichtern nicht nur studierenden Eltern den Lokalbesuch. In der oberen Etage ist ein kleiner Nichtraucherraum vorhanden, die Ausweitung der Nichtraucherzone ist in Planung.

Preisvergleich

Cappuccino - 2,00 Euro
Großes Bier vom Fass - 2,50 Euro
Soda Zitrone 0,25 Liter - 1,00 Euro

Billigste Speisen auf der Karte – Tomaten-Zwiebelbrot 1,00 Euro, kleiner gemischter Salat 1,50 Euro, Käsetoast 1,50 Euro, Palatschinken mit diversen Füllungen 1,50 Euro.

Specials – Frühstück um 2,50 Euro, dazu alkoholfreie Getränke zum halben Preis, Mittagsteller um 4,00 Euro. In der Galerie kann man kostenlos Bilder ausstellen und weiterverkaufen; der Tunnel unterstützt jede Ausstellungseröffnung mit Buffet und alkoholfreien Getränken.

Bewertung

Studierendenfreundlichkeit: Gut, weil preiswert. Dem Vernehmen nach soll der Tunnel früher oder später mit W-LAN ausgestattet werden.

Ambiente: Alt, urig, charmant. Dank der großen Fenster ist das Erdgeschoss lichtdurchflutet.

Preis-Leistung: Perfekt, besser geht’s kaum.

Fazit

Keine Frage: Der Tunnel ist Geschmackssache. Um das studentische Publikum ist man hier sichtlich außerordentlich bemüht. Aufgrund der Vielseitigkeit des Lokals wird es hier jedenfalls nie langweilig. (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 6.2.2007)