Dem internationalen Trend folgend, stellen die Universitäten auch hierzulande ihre Doktoratsstudien zunehmend auf verstärkt forschungsorientierte PhD-Programme um.

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"Mit einer Dissertation weist man nach, dass man selbstständig wissenschaftlich arbeiten kann", ruft Christian Stummer vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Uni Wien in Erinnerung. Als Studienprogrammleiter der Wirtschaftswissenschaften ist er unter anderem für das neue "PhD-Studium Management" verantwortlich. Diesen Abschluss, der mittelfristig das klassische Doktorat ablösen soll, bietet sein Institut seit dem Wintersemester an. Forschungsorientiert

Im Gegensatz zum "alten, sehr breiten" Doktorat der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften - "mit Dissertationsgebieten in Betriebswirtschaft, Internationaler Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Statistik und Soziologie" - verfolge man nun die Strategie, "spezialisierte und insbesondere forschungsorientierte Doktorate anzubieten".

Den Start dieser Bestrebungen läutete das "mittlerweile sehr erfolgreiche PhD-Programm in Finance" ein. Neben diesem und dem PhD für BWL gibt es seit vergangenem Semester aber auch ein Doktorat in Volkswirtschaftslehre, das in Bälde ebenfalls in ein PhD-Curriculum übergeführt wird. Und innerhalb der nächsten zwei Jahre, so Stummers Einschätzung, soll es auch im Bereich Statistik so weit sein.

Pro forma werden das herkömmliche Doktorat und der PhD wohl noch bis Sommer 2009 zu belegen sein. Ersteres soll jedoch mit 2015 endgültig auslaufen, ist Stummer überzeugt. "De facto sind die neuen Programme aber hoffentlich so attraktiv, dass viele aus dem alten Doktorat umsteigen werden." Jedenfalls biete die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät diesbezüglich eine attraktive Lösung an.

Als prinzipielle Frage bei der Konzipierung des Doktorats mit Zukunft sei eben die besagte Frage im Raum gestanden, "ob wir weiterhin ein breites Doktorat anbieten oder uns auf die Ausbildung von Jungwissenschaftern konzentrieren". Beides zusammen sei "aus Ressourcengründen nicht machbar", weshalb man sich "angesichts unserer Forschungsorientierung und dem entsprechenden Renommee der Fakultätsmitglieder für Zweiteres" entschieden habe.

Das Studium sei unter diesem Aspekt jedenfalls "eher für einen angehenden Vollzeitwissenschafter ausgerichtet". Aber natürlich, so Stummer, "ist das Absolvieren eines PhD-Programms auch neben einem Beruf" möglich - "genau so wie man auch zwei Berufe parallel betreiben kann".

Längst nicht alle, "aber doch einige Teilnehmer des PhD in Finance" seien derzeit über ein vom FWF finanziertes Doktoratskolleg angestellt. "Ähnlich wird das für einige Teilnehmer am Doktorat bzw. PhD-Programm der Volkswirtschaftslehre sein." Beim Management-PhD gebe es noch keine solche Unterstützung, "wir streben das aber an".

"Kumulative Arbeit"

Ein interessanter Unterschied zum alten Doktorat besteht zudem in den Möglichkeiten für die Abschlussarbeit. "Im PhD-Studium kann man seine Dissertation als Doktorarbeit verfassen - aber man kann sie auch als kumulative Arbeit konzipieren." In diesem Fall werden die Forschungsergebnisse des vierjährigen Studiums laufend in Fachmagazinen publiziert. Am Schluss sollen diese Veröffentlichungen "in sich ein Ganzes geben", so Stummer. (Bernhard Madlener/DER STANDARD Printausgabe, 17./18. Februar 2007)