Rauchfreie Zonen polarisieren an Österreichs Universitäten.

Rauchverbote werden oft ignoriert.

Foto: Standard/Newald

Graffiti an Uni-Wänden deuten auf einen Kleinkrieg zwischen zwei Fraktionen hin, die nur ein acht Zentimeter langes Stangerl zwischen ihren Fingern trennt

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Seit 2005 ist die Uni rauchfrei - aber nur theoretisch, wie ein Lokalaugenschein zeigt.

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Wien - Rauch steigt auf; bis an die Decke der hohen Hallen der Universität Wien. Am Gang vor der Hauptbibliothek genießen Studenten neben einem Automatenkaffee auch die eine oder andere Zigarette. "Ich weiß, dass es verboten ist, aber die Leute rauchen aus Gewohnheit hier", sagt eine Psychologiestudentin, die die beliebte Raucherecke benutzt. "Solange es keine Räume für Raucher gibt, werde ich weiterhin hier rauchen", lautet ein anderes Argument.

Seit ersten Jänner 2005 sind die Unis offiziell rauchfrei. In der Praxis aber scheinen die "draußen ja, drinnen nein"-Plakate geringe Wirkung zu zeigen, ebenso die Demontage der Aschenbecher. Zurück bleiben Zigarettenstummel auf Fensterbrettern und Mauervorsprüngen und in manchen Fällen Beschwerden.

"Viele Leute haben Angst das Rauchverbot einzufordern, das hat auch mit Mobbing zu tun", spricht Bernhard Herzog die soziale Seite des Problems an. Der Publizistik- und Philosophiestudent gründete vor einem Jahr die Initiative "rauchfrei studieren".

Es sei mühsam, sich dahingehend zu engagieren, da man jeden Aschenbecher, jedes aufzuklebende Verbotsschild einzeln beanstanden müsse. "Von oben wird blockiert und wenig Verantwortung übernommen, also müssen wir von unten aus arbeiten." Die Uni Wien scheue die Zusammenarbeit, da "rauchfrei studieren" nach mehreren Seiten Druck mache, meint Herzog.

Qualm in der Mensa

Betritt man das Juridicum, passiert man vier alleingelassene Stühle, auf jedem ein Aufkleber: "Rauchen Verboten." Das sei vor dem allgemeinen Verbot die Nichtraucherzone gewesen, erklärt Herzog, der das Juridicum in Sachen unerlaubtes Rauchen als Negativbeispiel hervorhebt. Eklatant auffallend ist die verrauchte Mensa im ersten Stock.

Tabakgenießer finden sich hier nicht vereinzelt an ausgemachten Plätzen, wie das etwa im Neuen Institutsgebäude der Fall ist, sondern überall. "Ein generelles Rauchverbot ist diskriminierend", kritisiert eine Jusstudentin. "Entweder man errichtet getrennte Räume, oder man erlaubt es." Julian Unger, Leiter der Fakultätsvertretung Jus, sieht das Problem in den fehlenden Konsequenzen für Raucher: "Sie dürfen es nicht, aber sie wissen, dass nichts passiert."

In der Exekution sieht "rauchfrei studieren" nicht ihre Aufgabe. Aufklärung sei die Devise und nicht "Bürgerwehr zu spielen", sagt Herzog. Falls sich die ÖH nicht verstärkt für das Rauchverbot einsetze, ziehe er in Erwägung, bei der nächsten Wahl mit seiner Initiative zu kandidieren. Es wird wohl noch länger dauern, bis an der Uni nur noch die Köpfe rauchen. (Julia Wurm, Julia Grillmayr/STANDARD-Printausgabe, 6. März 2007)