Sie ist sinnfälligster Ausdruck der LLL-Gesellschaft, die auch auf universitärer Ebene aufrüstet: die Donau-Universität Krems. 1994 gegründet als 22. Universität Österreichs, ist sie die erste und bis jetzt einzige öffentliche Uni für Weiterbildung in Europa.

Ihre Adressaten sind die aktiven LLLer, die lebenslang Lernenden. Krems will Menschen nach der Uni wieder in die Uni bringen, um sie dort quasi auf Vordermann zu bringen. Dabei darf die postgraduale Uni das, was die anderen 21 Unis nicht dürfen. Sie darf sich ihre Studierenden aussuchen. Studiengebühren einheben sowieso. Allerdings muss eine so verfasste Uni auch das Risiko tragen, wenn keiner will, was sie an Studiengängen anbietet.

"Die Zugangsfrage ist bei uns etwas anders gelagert. Wenn es nicht genügend Studierende gibt, kann ein Studienangebot nicht starten. Wir müssen uns überlegen: Wen sprechen wir an? Welche Kompetenzen kann diese Gruppe brauchen?", erklärt Vizerektorin Ada Pellert.

Zum Auswahlverfahren gehören "Mini-Assessment Centers und Einzelgespräche, die sicher nicht eins zu eins auf die anderen Uni übertragbar sind". Allein wegen der Zahlenverhältnisse. In Krems sind im Moment 3500 weiterbildungswillige Studierende aus 50 Ländern inskribiert, Durchschnittsalter 38, mehr Männer als Frauen. "Die ,gender gap' hängt damit zusammen, dass es doch relativ teure Ausbildungen sind, und die kriegen Männer von ihren Firmen eher bezahlt, oder sie können sie sich wegen der bekannt höheren Gehälter leichter leisten", so Pellert. Die Hälfte der Kremser Studierenden bekommt die Studiengebühr von ihrem Arbeitgeber finanziert. Für vier Semester bis zum Master läppert sich das auf 10.000 bis 25.000 Euro zusammen.

Modularer Outcome

Wer so viel Geld hinlegt und das Studium neben dem Beruf absolvieren will, erwartet eine gewisse Servicekomponente. "Modulform auf Wochenbasis" bedeutet das in der Regel. Die Struktur der Lehre ist berufsbegleitend organisiert: "Die Lehre ist absolut zentral. Das muss zwangsläufig sehr nah an den Bedürfnissen der Studierenden sein, denn wenn das nicht so ist, gibt es keine Studierenden. In der Weiterbildung ist die Frage der Kompetenzen, die erworben werden, eine zentrale. Es geht nicht so sehr um formale Abschlüsse. Wir sind nachfrageorientierter", sagt Pellert. Man nennt das dann "Out-come-Orientierung".

Deutschland zieht nach. In Berlin soll die "Deutsche Universität für Weiterbildung" gegründet werden. (nim, DER STANDARD, Printausgabe, 19.3.2007)