Berlin - Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat gefordert, den Intendanten des Berliner Ensembles, Claus Peymann, in Pension zu schicken. Peymann wird am 7. Juni 70 Jahre alt. Für ihn sollten die Schauspielerin Katharina Thalbach sowie die Regisseure Christoph Schlingensief und Amina Gusner (Kudamm-Komödie) an die Spitze des Theaters treten. Es sei Zeit die Ära Peymann zu beenden, schrieb der 75 Jahre alte Hochhuth ("Der Stellvertreter") in einem am Donnerstag bekannt gewordenen Brief an die Kulturausschuss-Vorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Alice Ströver (Grüne).

Die Schwierigkeit der Nachwuchsautoren

Hochhuth leitet die Ilse-Holzapfel-Stiftung, die Eigentümerin der Theater-Immobilie am Schiffbauerdamm, dem Sitz des Berliner Ensembles, ist. Entgegen der Tradition des Hauses als Uraufführungsbühne von Stücken von Gerhart Hauptmann und Bertolt Brecht habe Peymann "nicht einem einzigen" neuen Autor eine Chance gegeben. Nichts sei schwerer für einen Nachwuchsautor als ein Stück auf die Bühne zu bringen. Außer Werken des bereits bekannten Peter Handke habe Peymann am Berliner Ensemble kein einziges neues Stück inszeniert. Peymanns Vertrag sei jüngst um zwei weitere Jahre verlängert worden. Die "künstlerische Stagnation" müsse beendet werden und "frischer Wind in das Theater wehen, forderte der Dramatiker.

"Stellvertreter"

Zwischen Hochhuth und Peymann hatte es immer wieder Streit gegeben. Peymann hatte sich geweigert, Hochhuths Stücke zu spielen. Im Gegenzug hatte der Dramatiker Peymann vorgeworfen, das Berliner Ensemble für fremde Zwecke vermietet zu haben und seinen Rücktritt gefordert. Hochhuth hat sich per Vertrag mit dem Land Berlin zusichern lassen, dass an dem Theater während der Sommermonate ein Stück seiner Wahl und jeweils im Oktober sein "Stellvertreter" gespielt wird. (APA/dpa)