Neu aufgerollt werden soll der Augarten-Streit, meint Filmarchiv-Leiter Ernst Kieniger

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Wien – "Herzliche Gratulationen" gingen am Dienstag bei den Planern des Augartenkinos ein – in Form eines Schreibens von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP), der Viennale-Direktor Hans Hurch und Filmarchiv-Leiter Ernst Kieninger dazu beglückwünschte, mit der Privatstiftung des Ehepaars Reder einen Finanzier für ihr sechs Millionen Euro-Projekt gefunden zu haben. Was "in dieser Höhe bemerkenswert" sei.

"Rasch Gespräche aufnehmen"

Im Falle einer Entscheidung zugunsten eines Filmkulturzentrums am Augartenspitz sei das Kulturressort bereit, "rasch Gespräche über eine anteilige Finanzierung der Betriebskosten durch die Stadt" aufzunehmen, heißt es weiter.

Als "positives Signal" und "erstes commitment" wertet Hurch den "sehr freundlichen Brief". "Es ist ein Lebenszeichen von der Stadt, eine offizielle Interessensbekundung, die es bisher noch nicht gab", meint auch Kieninger, der hofft, dass bei der Stadt das Projekt nun "anders eingeschätzt" wird.

Als Hurch und Kieninger Anfang März ihr Alternativprojekt zur umstrittenen Konzerthalle der Wiener Sängerknaben präsentierten, fehlte noch ein Sponsor. Aber auch nachdem einer gefunden war, schien die Entscheidung für die Sängerknaben bereits gefallen – bis sich das Wirtschaftsministerium, das die Bundesgärten verwaltet, in letzter Sekunde vor Vertragsunterzeichnung dazu entschloss, auch das Kino-Projekt einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen.

Zurückhaltung

Man habe mit dem Brief bloß der neuen Entwicklung Rechnung getragen, bleibt man im Büro von Mailath-Pokorny zurückhaltend. Nach wie vor seien beide Projekte, die um den Baugrund im Augarten wetteifern "interessant und spannend".

Auch Bürgermeister Michael Häupl (SP), der sich anfangs für die Sängerknaben ausgesprochen hat, lässt sich keine Präferenz entlocken: "Ich habe meine Meinung zu einem Zeitpunkt geäußert, als es nur ein ausfinanziertes Projekt gegeben hat. Das zweite kenne ich nicht und muss es auch nicht kennen. Die Entscheidung muss der Bund allein treffen", sagte er am Dienstag dem Standard. Eine "Grundsatzentscheidung" erwartet sich Hurch von Kulturministerin Claudia Schmied (SP). "Wir haben eine Meinung, die wir aber nicht über die Medien kommunizieren werden", heißt es aus deren Büro. Ziel sei eine "Kompromissvariante", um die 16 Mio. Euro Fördergelder von privaten Sponsoren (sechs Mio. für das Filmarchiv, zehn für die Sängerknaben) nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Man werde jedenfalls Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) "mit Rat und Tag" zur Seite stehen. (Karin Krichmayr, DER STANDARD Printausgabe, 25.4.2007)