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Die Diplomarbeit als letzte Hürde vor dem Abschluss lässt viele Studenten in der Luft hängen.

Foto: ap
Statt dem Sahnehäubchen auf dem Studienerfolg wird sie oft zur zähen Durststrecke vor der Zielgeraden - es entstehen Verzögerungen, meist ohne Eigenverschulden.

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Wien - Wenn der lang geplante Showdown des Studiums zum Reinfall wird, liegt das oft an äußeren Umständen, wie etwa an Betreuungsengpässen: "Es gibt Wartelisten, manchmal wird ein guter Notenschnitt verlangt", sagt der Linzer ÖH-Vorsitzende Alex Freischlager von den Wirtschaftswissenschaften. Dadurch entstünden Wartezeiten bis zu einem Jahr.

Auch Daniel Zoick von der Studienrichtungsvertretung Psychologie in Salzburg beklagt Engpässe. Die Diplomarbeit "zu einem Thema zu machen, das einen interessiert, ist nicht immer möglich".

Die Betreuungslage in Innsbruck sei "miserabel" beklagt ÖH-Vorsitzende Maria Furtner. Vor allem in Psychologie und Pädagogik beklagt sie massive Unterbesetzung. "Die Studierenden müssen sehr lange an der Arbeit weiterdoktern. Bei Psychologie ist es deswegen nicht möglich, in Mindestzeit abzuschließen." Ein anderes Problem gebe es bei den Innsbrucker Erdwissenschaften. Hier wären zwar genügend Betreuer vorhanden, doch mitunter "entwickeln diese so ein großes Interesse, dass Diplomarbeiten sechs Semester dauern".

In Wien sei vor allem die Situation in Publizistik untragbar, klagt Yussi Pick von der ÖH. Es komme vor, dass mehr als 90 Diplomanden von einem Professor betreut werden sollen, was "kaum zu einer qualifizierten Auseinandersetzung führen kann".

Der Wiener Publizistikprofessor Wolfgang Duchkowitsch betreute im letzten Jahr 50 Diplomarbeiten. Er sieht darin keinen Qualitätsverlust: "Die Betreuung von Diplomarbeiten zählt zu meinen liebsten Pflichten." Die Quantität sei kein Problem, da ihm die Studenten die Arbeiten in Teilen vorgelegen. Das gute Vertrauensverhältnis führe dazu, dass sie sich anstrengen.

Druck und Angst

"Das Betreuungsverhältnis auf zwischenmenschlicher Ebene ist schlecht", sagt Susanne Suza Lesjak über die Klagenfurter Psychologie. "Den Studenten wird vermittelt, dass sie froh sein könnten, wenn sie überhaupt betreut werden." Die Studierendenvertreterin erinnert sich an den Fall einer Studentin, die sehr unter den Konkurrenzkämpfen der Professoren litt und der so die Betreuung entzogen wurde.

"Es gibt wenige Studierende der Psychologie, die sich beschweren, was darauf zurück- zuführen ist, dass mit Druck und Angst gearbeitet wird." "Wir haben viele Anfragen, was Diplomarbeiten betrifft", erklärt Kathrin Wodraschke von der psychologischen Studentenberatung Wien. Vier "Diplomarbeitsgruppen" helfen, wöchentlich einen Arbeitsplan zu erstellen. Das Ziel ist es, "mit dem Schreiben voranzukommen - da ist man oft blockiert". Die Betreuung der Uni sei nicht immer ideal, es mischen "sich aber oft persönliche Probleme mit hinein".

Neben vielen anderen Hürden , ist auch die Diplomarbeit zu schreiben für Berufstätige ungleich schwieriger, meint Martha Eckl von der Arbeiterkammer Wien. Aus diesem Grund organisiert die AK zweimal jährlich einen Infoabend. "Das ist ein Thema, das unter den Nägeln brennt." (Julia Grillmayr Tanja Traxler/DER STANDARD Printausgabe, 9. Mai 2007)