Selbst kochen leicht gemacht? Studentenkochbücher im UniStandard-Test.

Foto: www.maennerkochen.at/
Wien - Wer beim Auszug aus dem elterlichen Domizil darauf vergessen hat, Mama nach ihren genialen Lieblingsrezepte zu fragen, dem kann geholfen werden:

Denn dass Selbstgekochtes mehr Genuss ins Leben bringt und dabei ganz einfach zubereitet ist, wenn man den Rezepten traut, versprechen Studentenkochbücher gerne.der UniStandard nahm sie unter die Lupe, testete exemplarisch je ein Rezept und vergab eine gut abgeschmeckte Gesamtnote.

Gekochter Opernball

Etwas altbacken designt wirkt das "Mensa-Kochbuch International". Die rund 100 Rezepte aus 48 Ländern fordern jedoch zu einem Kochversuch heraus. International? Ja, auch Österreich, Brutstätte der fettigen Mehlspeisen, ist vertreten. Natürlich mit einem Süßspeisenrezept: Indianerkrapfen. Das Buchschildert das Rezept mit drei praktischen Indikatoren aus: billig, einfach, schnell.

Die Zutaten sind an jedem Bauernhof für drei Stunden Ziegenmelken zu bekommen, Wiener Studenten können einfach in den Supermarkt gehen. Schreibfehler im Rezepttext sind beim Buchpreis von acht Euro geschenkt.

Leider liest sich die Kochanleitung etwas merkwürdig. Es ist nicht ersichtlich, wie so ein Krapfen auszusehen hat. Braun vor Schokolade, scheint der österreichische Kochversuch halbwegs geglückt zu sein.

Dieser Indianerkrapfen ist der gebackene Opernball: extrem klebrig, süß und mit einem ordinären Nachgeschmack von Kartoffeln.

Daran ist wohl der Koch und seine großzügige Interpretation von "zwei Esslöffel" Kartoffelmehl schuld. Das Buch ist mit guten Tipps und Erklärungen des alltäglichen Küchenjargons wie Ablöschen, Letscho oder Fond auch für küchentechnische Anfänger nützlich. Note: 2

WG-Schweine

Das Kochbuch "Kocht wieder kein Schwein?!" fällt durch seine weit über konventionelle Kochbuchgrenzen hinausgehende Art auf. Das Buch gleicht eher einer kulinarischen Überlebensanleitung für das wohngenossenschaftliche Soziotop.

Es teilt sich pragmatisch in Kapitel wie "Viel Hunger - wenig Zeit", "Gerichte zum geselligen Sattwerden" oder "Bis auf den letzten Rest".

Dazwischen finden sich Tipps bezüglich der Lagerung von Vorräten und Sofortmaßnahmen, die bei versalzenen, übersüßten oder angebrannten Gerichten helfen.

Die Rezepte reichen von Hähnchenragout in Orangensauce bis Ei im Brot.

Sprachlich von erbaulicher Schnörksellosigkeit, beschränkt es sich fast ausschließlich auf Hauptsätze. Wörter wie "Rote Beete" oder "pellen" bedürfen einer kleinen Übersetzungsleistung.

Wer sich dem schlechten Gefühl, das nicht kochende Schwein zu sein, entziehen will, schafft das in 20 Minuten: etwa mit dem einfachen, aber exotisch anmutenden Gericht "Gebratene Nudeln mit Rindfleisch". Das Rezept lädt zum Improvisieren ein, und die simple Anleitung trägt dazu bei, Ungeübte nicht zu überfordern. Note: 1

Cola als Bratensaft

Die drei Buttons am Gummiband des Covers von "Satt durch alle Semester" stechen ins Auge. Doch nach nur einer Stunde in einer Seitentasche ist der "Cook mal!"-Button abgebrochen. Es besteht akute Verletzungsgefahr.

Das Spiralsystem des Buchrückens ist allerdings gut zu gebrauchen - so klappt das Buch nicht andauernd zu. Ebenfalls angenehm sind die Portionsangaben, es fehlt jedoch die Kochzeit als Orientierungshilfe für Eilige.

Ein Nachteil für Laienköche, die gerne wüssten, worauf sie hinarbeiten, sind die wenig ansprechenden Bilder.

Die Rezepte bestehen größtenteils aus Nudelgerichten, womit sich das Buch einen Studenten-Bonus verdient, wohl kaum aber die Ehrenmedaille zur Förderung kulinarischer Vielfalt.

Der Versuch, Spaghetti mit Pfirsich-Ingwer-Sauce zu kochen, verläuft gut.

Das Gebrutzelte schmeckt nicht schlecht, aber doch ein wenig, als ob man alle Überreste aus dem Kühlschrank wahllos in einen Topf wirft.

Die Kategorie mit dem Titel "Elternalarm" ist allerdings alarmierend. So lassen die Zutaten für "Colabraten" - 1,5 Kilogramm Schweinefleisch, ein halber Liter Cola, Ketchup, Chutney und Maggi - jedes Mutterherz heulend die Studiengebühren stornieren. Da hilft nur mehr "Gustls guter Nudelsalat" oder der "Weltbeste Milchreis", um das Limo-Verbrechen an der armen Sau ungeschehen zu machen.

Ein adrett designtes Büchlein, in dem aber leider die Rezepte insgesamt betrachtet nicht sehr originell wegkommen. Note: 4

Binnen-I zum Einkochen

Im schicken lila Pocketformat punktet die "StudentInnenküche" mit Stil.

In diesem GU-Küchenratgeber erfahren Kochwillige, wie Brot, Butter und Co. zu lagern sind. Denn wer weiß schon, dass Kaffee sein Aroma am besten im Kühlschrank behält? Zusätzlich gibt das 62 Seiten schlanke Buch Tipps zum richtigen Einkauf von Küchengeräten, Obst und Gemüse.

Schnelle Snacks, "simple Sachen für viel Appetit", Gerichte zum Feiern und Süßes gegen Studienstress sind die Rezeptkategorien, die zum Kochen einladen.

Für wie viele Personen das Mahl reicht, erfährt man bei jedem Rezept, genau wie die Kalorien, die man sich anessen wird. Dauer und dazu passende Getränke plus Beilagen ergänzen die Kochanleitung mit niederdeutschem Einschlag.

Beim Anblick der gelungenen Fotos vom endlich warmen Essen läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

Wer für Rezepte wie den "preiswerten Klassiker" gefüllte Paprika selbst zum Kochlöffel greift, findet sich auch als Küchenneuling gut zurecht.

Statt der vorgesehenen 30 Minuten sollte man sich jedoch lieber eine Stunde Zeit nehmen um nicht im Stress die Küche abzufackeln. Note: 2

Küchendiktatur

Mit seinem Bilderbuchformat erinnert das "Studenten-Kochbuch" an die Anfänge des Daseins und richtet sich auch an jene, die in puncto kochen aus der Früherziehung noch nicht herausgekommen sind. Anfangs wird etwas diktatorisch aufgelistet, was in einem gut sortierten Vorratsschrank vorhanden sein soll. Grenzwertig erscheint der erste Satz: "Kochen lernen ist wie Schwimmen lernen oder das erste Mal, nach dem Sprung ins kalte Wasser folgt der Genuss."

Die Rezepte bieten bunt gemischte Schnellküche für zwischendurch. Dazu anspruchsvolle Speisen, zu deren Verzehr man auch kochbegabte Leute einladen kann. "Coole Drinks", einige Desserts sowie exotische Gerichte sind reichlich vertreten, vegetarische Rezepte zwar vorhanden, aber nicht extra ausgewiesen.

Beim Selbstversuch des Blitzrezepts "Blätterteig-Schinkenkipferl" zeigt sich, dass ein für das Rezept nötiges Ei nicht bei der Zutatenliste aufgeführt war. Der forsche Vorratsschrank ist also Pflicht, um die Rezepte nachkochen zu können, ohne sie vorher genau studiert zu haben.

Das Buch bietet Küchenüberlebenshilfe für absolute Beginner, die sich etwas anderes als Pizzaservice gönnen wollen. Note: 3

(Georg Horvath, Konstantin Teske, Tanja Traxler, Conny Sattler, Julia Wurm, DER STANDARD-Printausgabe, 9. Mai 2007)