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Erich Stekovics verkauft Mieze Schindler nur ab Hof im burgenländischen Frauenkirchen – ab Mitte Juni. Selbst produzierte Marmelade, auf Wunsch auch in Kombination mit Chili, Lavendelblüten, Ingwer, Minzeblättern oder Safranblüten, gibt es das ganze Jahr über.

Informationen zu Anfahrt und Betrieb unter Stekovics

Foto: APA/dpa/Martin Gerten

DER STANDARD: Sie züchten eine besonders aromatische Erdbeersorte, die Mieze Schindler heißt. Wer hat ihr diesen seltsamen Namen verpasst?

Erich Stekovics: Der Name bezieht sich auf die Frau des ersten Direktors der Gartenbauschule in Dresden, Otto Schindler. Der Mann hat um die 70 Erdbeersorten gezüchtet. 1925 führte er zwei Sorten zusammen, die, jede für sich, nicht übermäßig gut schmeckten. Herausgekommen ist aber die Praline unter den Erdbeeren. Schindler hat sie seiner Frau Maria gewidmet, die er Mieze nannte. So gesehen ist Züchten eine Geheimwissenschaft: Als Laie würde man denken, dass nur aus den besten Sorten etwas noch Besseres entstehen kann. In der Züchtung ist das nicht so. Das Grab von Otto und Maria Schindler ist übrigens bis heute mit Mieze Schindler bepflanzt.

DER STANDARD: Die Erdbeere Mieze Schindler lebt also.

Erich Stekovics: Sie hat als Liebhabersorte in den Schrebergärten der DDR überlebt. In Ostdeutschland haben die Massensorten damals nicht so Einzug gehalten. Mieze Schindler wirft pro Hektar ungefähr 1.500 Kilogramm Früchte ab, eine normale Erdbeere kommt auf den 20-fachen Ertrag. In der Natur würde die Mieze Schindler überleben, am Markt nicht. Zumindest dafür muss man dem Unglück der DDR dankbar sein.

DER STANDARD: Was zeichnet die Mieze Schindler aus?

Erich Stekovics: Die Mieze Schindler hat einen wilden Walderdbeerengeschmack. Ein Weinkenner würde sie wohl mit der Sorte Uhudler vergleichen. Sie riecht auch ähnlich. Die Frucht ist zart, feingliedrig und zerbrechlich. Eine normale Erdbeere wird von hunderten bis tausenden kleinen schwarzen Samen, die man Nüsse nennt, überzogen. Die halten sie wie ein Gitter zusammen. Bei der Mieze Schindler liegen diese Nüsse innen. Dadurch greift man direkt ins Fruchtfleisch, wenn man sie pflückt. Dass dabei Saft austritt, lässt sich nicht vermeiden. So zart kann man die Mieze Schindler gar nicht angreifen. Die im Inneren verborgenen Nüsse tragen außerdem ein Marzipanaroma. Man isst und genießt die Mieze Schindler am besten, wenn man es schafft, die Nüsse auf die Backenzähne zu bringen und aufzubeißen.

DER STANDARD: Eine Erdbeere aus dem Supermarkt kommt Ihnen vermutlich nicht auf den Tisch?

Erich Stekovics: Ein Kunde von mir hat es einmal schön ausgedrückt: Mit einer guten Marinade kann man aus einer Supermarkterdbeere einen Paradeisersalat machen und umgekehrt. Man hat das Geheimnis der Erdbeere verloren, seit man sie das ganze Jahr kaufen kann. Heute geht es nur darum, dass alles haltbar und transportfähig ist. Dabei verliert eine reife Frucht nach spätestens zwölf Stunden ihr attraktives Aussehen. Als Kunde muss man sich deshalb fragen, wie schnell die angebotenen Erdbeeren aus Spanien in den Supermarkt kommen: Es wird unreif geerntet, das bedeutet zwangsläufig einen unreifen Geschmack. Die Mieze Schindler ist besonders leicht verderblich: Ihr Geschmack ist nur etwa zwanzig Minuten nachdem sie gepflückt wurde wirklich so fantastisch, wie er sein kann – dann geht es ziemlich rapide bergab. (Christoph Zotter/Der Standard/rondo/25/05/2007)