Zitationsregeln früher ungenauer
Fröhlich räumt ein, dass die Zitationsregeln früher laxer waren und keineswegs einheitlich. Ihm selbst sei schon vorgeworfen worden, z. B. von Verlagen, zu viel und zu genau zu zitieren. Dennoch sei es "schlampig", dass wortwörtlich übernommene Passagen nicht unter Anführungszeichen und mit genauer Seitenangabe gesetzt seien. Auf diese könnte man allenfalls verzichten, wenn vor den entsprechenden Passagen explizit stünde, dass man im folgenden Kapitel dem Text eines bestimmten Autors folgen werde.
Entscheidende Stellen
Die Gesamtzahl der Zitate in einer Dissertation, wie Hahn argumentiert hatte ("Dissertation hat 282 Seiten und 197 Zitate"), sei für ihn kein Argument. Entscheidend sei, ob strategisch wichtige Stellen korrekt zitiert seien. Ob die inkriminierten Stellen bei Hahn entscheidend seien, wisse er nicht. Hätte ihm ein Student in einem Referat solche Stellen vorgelegt, hätte er ihn die Arbeit umschreiben lassen und die Note um einen Grad herabgesetzt, sagte Fröhlich unter Hinweis darauf, dass es ein Unterschied sei, ob sich drei inkriminierte Seiten in einem zehnseitigen Referat oder in einer 330-seitigen Doktorarbeit fänden.
Das Argument des Doktorvaters von Hahn, Peter Kampits, dass die paraphrasierten Passagen eingerückt seien und damit als Zitat gelten würden, habe etwas für sich. Allerdings scheint dies nur teilweise erfolgt zu sein. So oder so müssten bei wortwörtlich zitierten Passagen Seitenverweise stehen. "Denn ein Wissenschafter bekommt bei Übernahme seiner Ideen bzw. Formulierungen keine Patentgebühren, er arbeitet insofern nur für die Ehre. Die einzige Form, wie die Urheberschaft gewürdigt werden kann, ist korrektes Zitieren", so Fröhlich.
Fröhlich kritisert Webers Konzept für Studie
Fröhlich, der von seiner Uni beauftragt wurde, den Linzer Hochschullehrer-Nachwuchs bei der Plagiatsbekämpfung zu schulen, war übrigens von Weber ursprünglich eingeladen worden, am Antrag für seine mittlerweile vom Wissenschaftsministerium abgelehnte Studie über "Akademische Integrität in Österreich" mitzuarbeiten. Doch er habe Webers Expose "begründet negativ kritisiert und starke Umarbeitungen gefordert". Ob und wie viele dieser Änderungswünsche Weber übernommen habe, wisse er nicht, da der Medienwissenschafter das Projekt im weiteren ohne sein Wissen und - soweit er wisse - ohne ihn als Coautor zu nennen, eingereicht habe. "Vielleicht ein Fall unethischer Autorenschaft."
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