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Freiwillige Sprachkurse sind zu wenig: Trotz Frühförderung haben sich die Deutschkenntnisse der untersuchten Kinder nicht verbessert.

Foto: apa/dpa/Haid
Die freiwillige Sprachförderung für Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen zeigt kaum Wirkung. Das ergab eine Studie des Projektzentrums für vergleichende Bildungsforschung an der Uni Salzburg. Das vor zwei Jahren eingeführte Sprachticket ist ein Gutschein für 120 Stunden vorschulische Sprachförderung, die Eltern freiwillig nützen können. Laut Studie machte es keinen Unterschied, ob die Förderung tatsächlich in Anspruch genommen wurde oder nicht.

Weder besser noch schlechter

Untersucht wurden 350 Kinder, von denen die Hälfte Anspruch auf das Sprachticket hatte, die andere Hälfte als Vergleichsgruppe diente. Von den Kindern mit Förderbedarf hatten nur die Hälfte das Sprachticket eingelöst. Als Aufgabe mussten die Kinder eine Bildgeschichte versprachlichen. Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen schnitten trotz Frühförderung schlechter ab als Kinder mit ausreichenden Sprachfähigkeiten. Von 36 erreichbaren Punkten erreichten nur 47 Prozent der geförderten Kinder über 20 Punkte, bei der Vergleichsgruppe lag der Durchschnitt bei 24,8 Punkten. Ein auffallendes Ergebnis der Studie ist, dass es kaum einen Unterschied zwischen jenen gab, die die Förderung in Anspruch genommen haben und jenen, die das Sprachticket verfallen ließen.

"Kontraproduktiv ist das Sprachticket keineswegs", betont Studienleiterin Simone Breit im Gespräch mit derStandard.at. In einzelnen Bereichen habe es geringe Verbesserungen gegeben, aber insgesamt zeige die Förderung eben keine Wirkung. "Effekte gab es dafür auf der sozialen Seite, denn die meisten der Kinder hatten vor dem Kindergarten keinen Kontakt mit Gleichaltrigen", so Breit.

Vorschule statt Crashkurs

Für die Studienleiterin ist das Ergebnis eine Bestätigung, die Frühförderung zu überdenken: "120 Stunden sind zu wenig, in dieser Zeit kann niemand eine Sprache lernen." Außerdem würden nicht alle, die ein Sprachticket erhalten, dieses auch einlösen können: "Gerade im ländlichen Raum gibt es oft keine Angebote für Sprachförderungen", nennt Breit den Hauptgrund, warum die Hälfte der Befragten die Gutscheine nicht in Anspruch genommen haben.

Ein verpflichtendes Kindergarten- oder Vorschuljahr sei mittelfristig die einzige Lösung: "Die von uns interviewten PädagogInnen sind einerseits zwar skeptisch, weil sie fürchten, dass die ganze Verantwortung auf sie abgewälzt wird. Andererseits halten auch sie die vorschulische Förderung für notwendig." Sollte es soweit kommen, müsse man den PädagogInnen auch eine fundierte Ausbildung gewährleisten, um die Kinder auch effektiv zu fördern.

Bildungsministerium überlegt Maßnahmen

"Auf jeden Fall ernst" nimmt das Unterrichtsministerium das ernüchternde Ergebnis der Studie. "Wir sehen uns die Studie genau an und erarbeiten in den nächsten Wochen Maßnahmen", so Petra Hafner, Pressesprecherin von Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Die mangelnde Wirkung sei ihrer Meinung nach darauf zurückzuführen, dass die damalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer das Sprachticket vor zwei Jahren sehr kurzfristig eingeführt hatte. (lis/derStandard.at, 6. Juni 2007)