Durchaus unterschiedlich reagierten die Oppositionsparteien in Aussendungen auf das heute im ÖVP-Parteivorstand beschlossene Nein zur Gesamtschule. Während die Grünen und das BZÖ die Position der Volkspartei heftig kritisierten, gab es von der FPÖ Zustimmung. Auch die Direktorin der Arbeiterkammer, Johanna Ertl, meldete sich in einer Aussendung kritisch zu Wort.

Scheuklappen

Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen erklärte, die einzige Perspektive, die ÖVP-Obmann Molterer kenne, seien die Scheuklappen. Die Volkspartei setze mit dem heutigen Beschluss nur "die abgewählte Schulpolitik der Frau Gehrer" fort. In keinem anderen Land würden Kinder noch früher getrennt als in Österreich. Es sei ein "Armutszeichen der 'Europapartei' ÖVP", dass ihr Horizont an den Alpen ende. Die ÖVP spiele auf Zeit und igle sich ein - "nach dem Motto: Einfach durch, irgendwann wird es schon vorbei sein."

"Verstaubte Truppe"

FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz Christian Strache hingegen bekräftigte die Ablehnung seiner Partei zum Modell der Gesamtschule und forderte die ÖVP auf, "bei ihrem Nein zu bleiben und nicht wieder umzufallen". Er wertete es als "verdächtiges Zeichen", dass nur ein einziger der ÖVP-Landesparteiobleute zur heutigen Sitzung erschienen sei. Er lehne es ab, "auf dem Rücken der Eltern und der Schüler derartige Experimente zu starten".

Ebenfalls scharfe Kritik an der Abwesenheit von acht der neun Landesparteichefs übte BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz. Sie zeige deutlich die innere Zerrissenheit dieser "abgedankten und verstaubten Truppe". Das BZÖ hingegen sei um das Bildungssystem ernsthaft besorgt und habe daher auch einen nationalen Bildungsplan im Nationalrat eingebracht. Man wolle alles daran setzen, das österreichische Bildungssystem nach "Gehrers Steinzeit" wieder auf Vordermann zu bringen.