Die Welt wird kleiner. Und nicht nur im Wirtschaftssektor rückt alles etwas näher zusammen, auch in dem großen Feld Bildung wird immer mehr international vernetzt und global ausgetauscht. Allgemeine Tendenz: steigend.

Ob Sprach- oder Kulturreise, zahlreiche private Anbieter teilen sich den Sektor des Bildungstourismus. Einer der größten Vermittler ins Ausland ist das American Field Service (AFS), das seit 58 Jahren auch in Österreich tätig ist. Jährlich sind etwa 11.000 Schüler und Schülerinnen mit AFS unterwegs, darunter bis zu 300 aus Österreich. Interesse zeigen vor allem Mädchen: Der weibliche Anteil liegt heute schon bei 70 Prozent. Neben der privaten Sprachreise in den Ferien boomt der Bildungsaustausch vor allem auf EU-Ebene. Mit den „Sokrates“-Programmen wie Comenius, Erasmus oder Grundtvig bewegen sich immer mehr Schüler und Studenten, aber auch weiterbildungswillige Erwachsene und Lehrende auf dem internationalen Bildungsparkett.

Der Österreichische Austauschdienst konnte im Schuljahr 2004/2005 insgesamt 7886 so genannte Outgoings verzeichnen. Vor allem die romanischen Länder haben es den Österreichern angetan. Mit 910 Gastlernenden steht Spanien, gefolgt von Frankreich und Italien an der Spitze. Ähnliche Präferenzen zeigen auch europaweite Erasmus-Statistiken: 2005/2006 ist Spanien mit 26.629 aufgenommenen Studenten internationales Lieblingsziel, gemeinsam mit Frankreich (21.424), Deutschland (17.886) und dem United Kingdom (16.365).

Erasmus kann heuer bereits auf 20 Jahre seit seiner Entstehung zurückblicken. Seit Beginn waren immerhin insgesamt 1.226.146 Studenten mit dem Programm im Ausland. Im Entstehungsjahr 1987/1988 waren es nur 3244, im Jahr 2005/2006 waren bereits 154.553 Studierende unterwegs – damit wurde eine neue Rekordbeteiligung erreicht.

„Im Hochschulbereich ist die Mobilitätsbereitschaft mit Sicherheit gestiegen“, bestätigt Gerhard Volz vom Österreichischen Austauschdienst. Massiv würde dies auch durch die Fachhochschulen unterstützt, die oft Praktika im Ausland anbieten. Außerdem steht außer Zweifel, dass auch am Arbeitsmarkt ein Auslandssemester immer mehr zählt. Und auch für Schulen wird das Angebot immer breiter, hier käme es aber immer mehr auf „Einzelkämpfer“ unter den Lehrern an, die sich oft unbezahlt und unbedankt um die Projektorganisationen kümmern.

Volz betont, dass neben den persönlichen Erfahrungen auch fachliche Kompetenzen und eine Menge wichtiger Soft Skills zurück nach Hause gebracht würden: „Man lernt, sich in einem neuen, unbekannten Umfeld selbstständig zu bewegen und gewinnt so Souveränität und Eigenständigkeit.“

Für Schüler ist der Austausch oft der erste Auslandsaufenthalt ohne den elterlichen Schutz und deswegen mit einer starken Entwicklung verbunden. „Wir hören oft von den Schulen, dass die Kinder, bildlich gesprochen, um einen Kopf größer zurückkommen.“ Im Jahr 2006 waren 12.430 Schulen und 870.100 Schüler, die sich im Rahmen von Comenius an Schulpartnerschaften beteiligt haben.

Doch nicht nur Schüler und Studenten werden durch die Welt geschickt, internationale Erfahrung schätzt man ebenso an Lehrenden. 2005/2006 nahmen 23.462 Hochschuldozenten an Erasmus teil und damit um gute zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Nicht nur den Lernenden, sondern auch den Lehrenden tut der Austausch gut. (Julia Grillmayr/ DER STANDARD-Printausgabe, 30. Juni/1. Juli 2007)