Foto: Christian Fischer
Das Bild vom Auftritt der britischen Soul-Sängerin Carleen Anderson, die am Samstag beim Wiener Jazzfest auftrat, schoss Standard-Fotograf Christian Fischer unter eher unüblichen Bedingungen.

Fischer durfte nämlich nicht mit seinem Arbeitsgerät in das Konzertgelände. In einem Telefonat mit Heinz Krassnitzer vom Jazzfest Wien gab dieser als Grund dafür an, die Berichterstattung des Standard sei "kontraproduktiv".

Damit bezog Krassnitzer sich auf die Ankündigung nämlichen Konzerts, in der der fragwürdige Charme des Austragungsorts erwähnt wurde. Das ließ Krassnitzer "heiß werden", wie der Pressesprecher des Jazzfests am Freitag während eines Telefonats erzählte.

Konzerte in der Fernwärme Wien, einem "Partner" des Jazzfests, finden unterhalb eines von Friedensreich Hundertwasser verkitschten Industrieschlots statt, der an einer Einfallsstraße im 20. Bezirk liegt und eine Atmosphäre verströmt, die eher zu den Einstürzenden Neubauten passen würde als zu den Künstlern des Jazzfests. Aber - "Partner" bleibt "Partner".

Nun hat ein Privatveranstalter natürlich das Recht, bei seinen Veranstaltungen Medien zuzulassen oder auch nicht. Für ein mit 345.000 Euro Steuergeld von der Stadt Wien gefördertes Festival sind solche Entscheidungen auf Basis persönlicher Befindlichkeiten aber inakzeptabel.

Fischer, der "so etwas bei rund 1200 fotografierten Konzerten noch nie erlebt" hat, drehte ab, erklomm kurzerhand die oberste Terrasse der nahe liegenden Wirtschaftsuniversität und schoss aus einem halben Kilometer Entfernung sein "Konzertfoto". (flu, DER STANDARD/Printausgabe, 02.07.2007)