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Der Eignungstest für das Medizinstudium ist auch eine logistische Herausforderung. Alleine in Wien gibt es 3.742 BewerberInnen.

Foto: apa/gindl
Grafik: DER STANDARD
Wien - In drei Tagen ist es wieder so weit. Dann wird in Wien, Innsbruck und Graz wieder öffentlich im Kollektiv geschwitzt, getüftelt und gehofft, dass es am Ende reicht. Knapp 6500 Möchtegern-Medizinstudierende haben sich zum Auswahltest für das Medizin-Studium am kommenden Freitag (6. Juli) angemeldet. Statistisch betrachtet stehen die Chancen auf einen Studienplatz 1 zu 4,5. Allerdings ist da noch nicht eingerechnet, dass ein Viertel der 1440 Studienplätze EU-konform für Nicht-Österreicher "reserviert" ist. (Grafik unten)

Für die drei Medizin-Unis bedeutet die mittlerweile dritte Test-Runde seit 2005 auf jeden Fall wieder einen logistischen Großkampftag. Alleine in Wien wurden fünf Säle des Austria Centers angemietet, in Graz wird das Messecenter zum Prüfungsort, in Innsbruck das Messegelände.

Mit besonderem Interesse wird das Testergebnis aber nicht nur von den Test- Kandidatinnen und -Kandidaten erwartet werden, auch das Wissenschaftsministerium hat diesmal ein besonderes Auge auf die Vorgänge. Grund dafür war ein Mirakel, das sich beim letzten Test besonders deutlich gezeigt hatte, aber nicht erklärt werden konnte.

Gender-Mirakel

Der Eignungstest brachte eine eigentümliche Genderspezifische Schieflage zutage: In Wien und Innsbruck, beide arbeiten mit dem Schweizer EMS-Test, waren 56 Prozent der Test-Teilnehmer weiblich, die Aufnahme schafften aber nur 45 Prozent der Frauen. Auch in Graz, wo ein eigener Multiple-Choice-Test verwendet wird, der schulisches Wissen in medizinischen Grundlagenfächern abfragt, blieben von 56 Prozent angetretenen Frauen nur 41 Prozent, die aufgenommen wurden. Erhellende Erklärung für dieses Black-Box-Phänomen konnte damals niemand liefern.

Hahn will's wissen

Jetzt will es Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) aber genau wissen. Er wollte nicht noch einen Jahrgang quasi unbeobachtet durch den Test schleusen, sondern die Black Box öffnen und wissenschaftlich durchleuchten lassen. Das Geschlechter-Ungleichgewicht sei "so signifikant" gewesen, dass er im Mai Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien mit einer groß angelegten Studie beauftragt hat, um die erklärungsbedürftigen Ergebnisse zu untersuchen, sagte Hahn zum Standard. "Ich halte es für absolut notwendig, sich das genau anzuschauen, um eine empirisch nachvollziehbare Erklärung für solche Ergebnisse zu bekommen."

Christiane Spiel soll eine "Analyse der Chancengleichheit" bei den Auswahltests für das Medizin-Studium liefern. Alle Test-Teilnehmer bekommen dazu einen Fragebogen, mit dem Daten hinsichtlich der Kategorien Geschlecht und soziale Herkunft sowie Schulform, welche die Bewerberinnen und Bewerber absolviert haben, und Nationalität in Relation zu den Ergebnissen analysiert werden. Im Oktober soll die Auswertung vorliegen.

Generell hätten sich die derzeit durchgeführten Auswahltests, neben Medizin auch an der Veterinärmedizinischen Uni, "bewährt", sagt Hahn: "Erste Studienverläufe zeigen, dass die Drop-out-Rate wohl deutlich sinken wird." Gerade im Medizinbereich sei "Verlässlichkeit im Hinblick auf den Outcome sehr wichtig", verweist der Minister besonders auf die Auseinandersetzung mit der EU- Kommission, die ja einen absolut diskriminierungsfreien Uni-Zugang einfordert. Da seien stichhaltige Daten wichtige Argumentationshilfen.

Bessere individuelle Ausgangsvoraussetzungen für ein Studium erhofft sich Hahn aber vor allem durch intensivierte Studienberatung im vorgelagerten Schulbereich. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe, 3. Juli 2007)