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Claus Peymann posiert vor einem Bert Brecht Standbild in Berlin

Foto: AP /Fritz Reiss

Berlin - Das Berliner Ensemble (BE) wird im kommenden Jahr im Iran Bertolt Brechts Theaterstück "Mutter Courage und ihre Kinder" aufführen. "Ich weiß, dass dieses Gastspiel von der Bundesregierung nicht erwünscht ist", sagte Intendant Claus Peymann am Donnerstag in Berlin. Man sollte aber Teheran besuchen, "bevor es zerbombt ist", sagte der Regisseur in ironischer Anspielung auf den Konflikt um Irans Atompläne. Das Ensemble wird das von Peymann inszenierte Stück vom 11. bis 13. Februar 2008 auf dem Fadjr Festival spielen.

Vertragsverhandlungen im September

Peymann kündigte an, dass er im September über seine Vertragsverlängerung über das Jahr 2009 hinaus entscheiden werde. Er habe zwar Namen für mögliche Nachfolger, "mein Bedürfnis nach Theater ist aber sehr stark", sagte der 70-Jährige. Scharf ins Gericht ging der Intendant mit dem deutschen Fernsehen. Die Sender köderten junge Schauspieler, die am Theater ihren Beruf erlernen, mit Geld. "Deswegen gibt es in Deutschland keine richtigen Ensembles mehr." Schauspieler wie Ulrich Mühe, Nina Hoss, Sebastian Koch und Henry Hübchen seien im Theater ausgebildet worden. Sie stünden den Bühnen aber kaum mehr zur Verfügung.

"Es kann nicht sein, dass ein junger Schauspieler pro Film 50.000 Euro bekommt - das ist pervers", sagte Peymann. Er könne zwar verstehen, wenn Darsteller, die 1800 Euro im Monat am Theater verdienen, zum Fernsehen gingen. "Aber das Theater hat sie entdeckt, entwickelt und groß gemacht." Die Sender sollten die Theater dafür entschädigen - mindestens 20 Millionen Euro forderte Peymann für die Ausbildung von Schauspielern an deutschen Theatern.

Ökonomisch ein Erfolgsjahr

Das BE habe mit dieser Spielzeit die "ökonomisch erfolgreichste Saison" gehabt, sagte Peymann. Bei 238.000 verkauften Karten lag die Auslastung bei 85 Prozent. Allerdings erhalte das BE mit 10,5 Millionen Euro weniger Subventionen als die Berliner Volksbühne oder die Schaubühne, die bei weitem nicht den Erfolg seines Hauses hätten. "Das Geld ist nicht gerecht verteilt", betonte der Intendant. "Wir sind fleißig und beuten uns alle selber aus - deswegen stehen wir mit unserem Budget so glänzend da."

Zu den Premieren der kommenden Spielzeit gehören die "Dreigroschenoper" in der Regie des Amerikaners Robert Wilson mit Angela Winkler sowie Shakespeares "Richard III." in der Bearbeitung von Thomas Brasch und der Regie von Peymann. Phillip Tiedemann wird Brechts "Trommeln in der Nacht" inszenieren, Thomas Langhoff Federico García Lorcas "Dona Rosita bleibt ledig". Geplant ist auch Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" (Inszenierung: Thomas Dannemann). (APA/dpa/AP)