Alle Aspekte des Posierens: Zirkusartist Jean-Baptiste André in Christian Rizzos "comme crâne, comme culte".

Foto: Domage
Er zeigt zwei seiner Stücke und gestaltet eine Ausstellung des Modestars Christian Lacroix.
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Der französische Choreograf und Modedesigner Christian Rizzo ist eine der Entdeckungen von ImPulsTanz für Wien. Bevor er zum Tanz kam, hatte Rizzo eine Rockband formiert, bildende Kunst studiert und seine eigene Modelinie präsentiert. Die Bühnenarbeit faszinierte ihn, und er arbeitete mit zahlreichen Größen der zeitgenössischen Choreografie zusammen, darunter mit Mathilde Monnier und Mark Tompkins.

In dem aktuellen Festival hat Rizzo nun einen großen Auftritt. Einmal als Ausstellungsgestalter für eine Retrospektive des Modestars Christian Lacroix, die ab dem 19. Juli im Wiener Semper-Depot zu sehen sein wird. Dann mit der Präsentation einer Soloarbeit mit dem Titel comme crâne, comme culte im Kasino am Schwarzenbergplatz und mit dem Duett .../...(b) mit dem Musiker Bruno Chevillon im Semper-Depot.

Geschmeidiger Biker

In comme crâne, comme culte "gelang es Rizzo mit einem Solo für den Zirkusartisten Jean-Baptiste André, alle Aspekte des Posierens und Kaschierens in 30 Minuten zu resümieren", schreibt Pirkko Husemann auf der Tanz-Website corpus (www.corpusweb.net). "Gekleidet wie ein Biker in Lederkluft und Helm, bewegt sich André langsam, kraftvoll und geschmeidig durch die unmöglichsten Posen, was mitunter an die anagrammatischen Körperbilder aus Xavier Le Roys Stück Self Unfinished erinnert."

In .../...(b) zeigt sich Rizzo selbst auf der Bühne, als einer, der in seinem Labor Versuche mit Tanz, Mode und Rockmusik anstellt, sich kritisch auf den Einmarsch der USA in den Irak bezieht. Hier tritt der Künstler mit rohem Schweinefleisch und in einer Schweinemaske auf und zaubert einen Doppelgänger aus Kleidungsstücken in den Performanceraum.

Christian Rizzo ist ein interdisziplinärer Choreograf, der die ohnehin schon durchlässig gewordenen Grenzen seines Genres noch einmal überprüft und herausfordert.

Sein Spiel mit der Mode ist auch eines mit dem die Mode beständig umwehenden kalten Glamour. Dabei achtet der Choreograf jedoch immer darauf, dass aus diesem Spiel kein Überlaufen in die Oberflächen der Eitelkeitsindustrie wird. Bisher ist ihm das hervorragend gelungen. (Helmut Ploebst, DER STANDARD/Printausgabe, 10.07.2007)