In [cross+depot], der Kooperation von ImPulsTanz mit dem Theater an der Wien im Semper Depot, befasst sich das Klangforum Wien mit Größen der Neuen Musik.

Foto: Prieler
In die Töne eintauchen, in ihr Innenleben wie unter einem Mikroskop forschend hineinlauschen. Einen Klang durch den Raum wandern oder herbe, dunkle, merkwürdige Melodien singen lassen. Oder: Einen Rap zum Vorbild nehmen für einen schrägen Klang-rausch.

Das sind nur einige der Möglichkeiten der Neuen Musik, von denen das Klangforum Wien ein unglaublich breites Spektrum abdeckt. Denn Vielfalt ist ein Markenzeichen des auf das zeitgenössische Musikschaffen spezialisierte, 1985 vom Komponisten und Dirigenten Beat Furrer gegründeten Ensembles.

Ausgehend von der so genannten klassischen Moderne aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, besonders der Wiener Schule von Schönberg, Berg und Webern, umfasst sein Repertoire alle möglichen Richtungen aktueller Musik, einschließlich experimentellem Jazz und freier Improvisation. Mit den üblichen hierarchisch organisierten Klangkörpern hat das Klangforum wenig gemeinsam: Mit einem festen Kern von zwei Dutzend Mitgliedern besitzt es eine demokratische Struktur, sodass nicht der Intendant die Programme macht, sondern die Instrumentalisten selbst und eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Komponisten, Musikern und Dirigenten angestrebt wird.

Das erklärt zumindest einen Teil des Idealismus, mit dem die Ensemblemitglieder stets am Werk sind, auch wenn sie bei spartenübergreifend mit Tanz, bildender Kunst oder Literatur interagieren.

Während das Ensemble kein „Sommerloch“ hat, sondern das gesamte Jahr über in der ganzen Welt auftritt, befasst es sich im ersten der beiden Wiener Konzerte mit der vollen Bandbreite der österreichischen Neuen Musik: vom Altmeister Friedrich Cerha über die Wahlwienerin Isabel Mundry, die berückende Klangschattierungen zu zaubern vermag, bis zu Klaus Lang, dem eigensinnigen Spezialisten für verhaltene, stille Töne. Als Gegenpol dazu hat Bernhard Gander, ein wahres Energiebündel der Branche, sein fluc’n’flex den beiden gleichnamigen Szenelokalen gewidmet.

Das Stück ist zwar für Akkordeon solo, wird aber nur wenig damit zu tun haben, was man normalerweise mit diesem Instrument verbindet. Im Mittelpunkt des zweiten Konzerts steht Giacinto Scelsi. (David Ender, DER STANDARD/Printausgabe, 17.07.2007)