Stürzende Kleidungsstücke, flutende Bilder und emotionaler Tanz bei RoseAnne Spradlin.

Foto: Gaess
Als stille Stimme, die aber umso kraftvoller und originärer (nicht nur) den New Yorker Downtown-Tanz bestimmt, wurde die amerikanische, aus Oklahoma gebürtige Choreografin RoseAnne Spradlin, die in Ohio studierte und seit zehn Jahren ihr eigenes Ensemble führt, von einer US-Kritikerin Ende der 90er-Jahre erkannt.

Spradlin, die vielfach (darunter mit mehreren Bessies, einer Guggenheim Fellowship und zuletzt einem Grant der New Yorker Foundation zeitgenössischer Kunst) ausgezeichnete Künstlerin, ist bekannt für ihren "rohen", emotional besonders authentischen Tanz. Survive Circle ist eine knapp einstündige Produktion von 2006, eine medienüberschreitende Zusammenarbeit mit den Künstlern Glen Fogel (Videoinstallation) und Chris Peck, der live Musik einspielt; die Performer Cédric Andriéux und Paige Martin nehmen per Video Einfluss aufs Geschehen.

Close up, break down

Auf der Bühne sind vier Tänzer zu sehen (darunter die Österreicherin Melanie Maar), die per Filmeinblendung in Close-ups über ihr Privatleben sprechen und dabei ihre Gesichter, ihre verzweifelt starrenden Augen den Kameras regelrecht ausliefern. In ihrer Performance lässt Spradlin die Tänzer Umwandlungen und Zusammenbrüche ermitteln. In Fetzen gerissene Kleidungsstücke stürzen dem Publikum in hastig ablaufenden Bildbewegungen entgegen - von Fogel in digitalen Bilderfluten formatiert und von den Darstellern einem tatsächlichen Kleiderschrank entnommen und über die Bühne verstreut.

Getanzt wird ein "Reigen aus Beschneidung, Auslöschung und Zerstörung", eine Performance über Erfahrungen der Tänzer, die Depression und Schönheit zeigt, Trennung und Zusammenbruch. (ih, DER STANDARD/Printausgabe, 31.07.2007)