"Buffalo Bill" ist sein Spitzname unter Kollegen – der 22-jährige Student Ondrej Cikàn ist Fiakerfahrer.

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Wien – Unbesiegbar fühle er sich in dem Job, sagt Ondøej Cikàn. Der 22-Jährige Latein- und Altgriechischstudent entkommt dem Unialltag durch einen besonderen Nebenjob: Zwei Pferde am Zügel, kutschiert er Touristen durch die Innenstadt: Er ist Fiakerfahrer. Das Unbesiegbarkeitsgefühl rühre daher, dass er immer "zwei riesengroße Freunde" bei sich hat. Als er vor mehr als einem Jahr über eine ÖH-Anzeige zu seiner Arbeit kam, kostete ihn der Kontakt mit Pferden zunächst Überwindung. Es dauerte aber nicht lange, bis er diese Angst ablegte. „Sie tun wenig Unerwartetes, man versteht sie mit der Zeit.“ Meistens sind Resi und Goliath vor seine Kutsche gespannt, seine Lieblinge.

Da Cikàn bei einem großen Fiakerbetrieb arbeitet, kann er sich seine Fuhren gut einteilen. Derzeit fährt er samstags und sonntags. Sein Tag beginnt um halb neun in der Früh mit dem Einspannen der Pferde im Stall und endet dort wieder um elf Uhr abends. Der Lohn variiert: Cikàn erhält 30 Prozent vom Bruttoumsatz. An schlechten Tagen mache er nur vier Fuhren, an besseren bis zu zwölf.

Im Monat kommt er so auf 700 bis 1000 Euro, ist angestellt und versichert. Vertraglich musste sich Cikàn für ein Jahr an das Unternehmen binden, wofür er seine Kutscher-Ausbildung erhielt.

Als Student gehört er einer exotischen Minderheit am Standplatz Stephansplatz an, wie viele in der Community erhielt er aber bald einen Insider-Namen. "Ich werde wegen meiner langen Haare und weil ich nicht immer rasiert bin 'Cowboy' oder 'Buffalo Bill' genannt." Den Job möchte er "nicht für immer" machen, aber "zum Studium dazu, solange es Spaß macht". Es sei zwar anstrengend, "aber sehr schön". Das Studieren nebenbei funktioniere, "wenn man sich zusammenreißt".

Sein Job inspiriert Cikàn auch literarisch. Als Mitglied der Theatergruppe "Die Gruppe" inszeniert und schreibt er Stücke. Auch einen Roman hat er gerade abgeschlossen, in dem sein Lieblingspferd verewigt wurde: "An den unmöglichsten Stellen tauchen Pferde auf, die Resi heißen." Auch wenn sich Cikàn gerne mit Touristen unterhält, konzentriert er sich beim Kutschieren ganz auf die Pferde: "Die Fuhren im Regen, unterm Dach – das sind die schönsten." (Julia Grillmayr/DER STANDARD Printausgabe, 4./5. August 2007)