Erwin Pröll Sebastian Kurz
"Halb schwanger" gebe es in der Politik nicht, sagt Erwin Pröll, Ex-Landeshauptmann von Niederösterreich.
DER STANDARD / Heribert Corn

Wien / St. Pölten – Sebastian Kurz verliert einen seiner größten Unterstützer: Der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll empfehlt dem ehemaligen Kanzler und ÖVP-Chef via "Krone" einen "klaren Rückzug" aus der Politik. "Halb schwanger" gebe es in der Politik nicht, meinte Pröll, sprach sich aber zugleich für eine Koalition der ÖVP mit der SPÖ im Bund aus. Zu Kurz' Verteidigung rückte offiziell Andreas Khol aus, der Pröll empfahl, sich an seine eigenen Empfehlungen zu halten.

Angesprochen auf einen Bericht prominenter ÖVP-Parteimitglieder, die meinten, der ehemalige Kanzler solle sich endgültig aus der Politik verabschieden, meinte Pröll: "Es gibt nur hopp oder dropp. Ich habe mich für einen klaren Rückzug entschieden und kann nur allen empfehlen, sich im Interesse der jeweiligen Gesinnungsgemeinschaft auch ganz und gar zurückzuziehen." Das gelte für alle – also auch für Kurz.

Khol verteidigt Kurz

Gleichzeitig kommentierte Pröll selbst die Tagespolitik. "Ich wünsche mir, dass Karl Nehammer die Republik auch nach der Nationalratswahl weiter anführt. Er ist kalkulierbar und gibt Sicherheit in dieser schwierigen Zeit. Seine Performance wird immer besser", befand er. Und zu einer möglichen Koalition nach der Wahl richtete der Ex-Landeshauptmann dem aktuellen Parteichef aus: "Ich wünsche mir eine große Koalition mit der SPÖ."

Kurz selbst kommentierte die Aussagen Prölls vorerst nicht, schickte aber einen anderen Parteigranden ins Match: "Ich möchte Pröll beim Wort nehmen", konterte der einstige Nationalratspräsident Khol im Gespräch mit der APA. Prölls Bemerkungen seien überflüssig. "Halb schwanger gibt es nicht – das gilt auch für ihn selbst wie für mich." Auch einen weiteren Rat solle der Altlandeshauptmann selbst beherzigen: "Ratschläge sind Schläge."

Hörl zu Pröll: "Möchtegern-Schattenlandeshauptmann"

Unterdessen meldete sich auch der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Tiroler Wirtschaftsbundchef Franz Hörl zu Wort. Er attackierte Pröll scharf. "Es braucht von Pröll weder Kritik an Mikl-Leitner noch an Kurz", sagte Hörl zur APA. Anscheinend habe es sich nach Radlbrunn (Prölls Wohnort, Anm.) "nicht durchgesprochen, dass Sebastian Kurz vor eineinhalb Jahren die Politik verlassen hat". "Im Gegensatz zu Pröll, der ein Büro auf Steuerzahlerkosten hat und hauptberuflicher Möchtegern-Schattenlandeshauptmann ist, ist Kurz erfolgreich unternehmerisch tätig und schafft Arbeitsplätze", griff Hörl den Parteifreund und ehemaligen Landeshauptmann frontal an. (APA, 25.5.2023)