Rennwagen mit E-Antrieb der FH Joanneum
JR23, so heißt der E-Bolide von Joanneum Racing, mit dem der Erfolgsweg fortgeführt werden soll
FH JOANNEUM/Wasserfaller

Ein Jahr lang wurde getüftelt, konstruiert und gebaut. Ende April wurde der JR23, der neue Rennwagen von Joanneum Racing Graz, dem Formula-Student-Team der FH Joanneum, der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist der zweite Bolide, der mit E-Antrieb fährt, und der erste, der innerhalb eines Jahres entstanden ist. "Im Vorjahr waren wir das erste Mal mit einem E-Boliden am Start. Da die Bewerbe wegen Corona 2020 nicht stattfinden konnten, hatte das Team aber zwei Jahre Zeit für die Entwicklung", sagt Christina Pschorr, Sprecherin des aktuellen Teams. Die einjährige Konstruktionszeit sei für alle Teams herausfordernd. "Studierende machen das alles neben ihrem Vollzeitstudium", ergänzt sie.

Die Formula Student kann auf eine lange Tradition zurückblicken. 1981 rief die Society of Automotive Engineers (SAE) in den USA den Wettbewerb Formula SAE ins Leben, an dem jedes Jahr rund 140 Studierendenteams aus der ganzen Welt teilnehmen. Seit 1998 veranstalten SAE und IMechE (Institution of Mechanical Engineers) in Silverstone in England jährlich den Wettbewerb Formula Student, an dem rund 70 internationale Teams teilnehmen. 2004 nahm dort auch das Joanneum Racing Team das erste Mal teil und belegte den 48. Platz. In Italien 2005 gelangen dem Team die ersten Podestplätze. In der Kategorie Engineering Design wurde der zweite Platz und in der Disziplin Acceleration (höchste Beschleunigung auf der Strecke) der dritte Platz erreicht. Der erste Gesamtsieg wurde 2006 in Italien eingefahren. Seit 2008 gibt es auch in Österreich die Formula Student.

Ganzheitlicher Bewerb

Bei der Bewertung kommt es nicht nur auf Schnelligkeit an. "Die Formula Student ist ein ganzheitlicher Bewerb, bewertet werden statische und dynamische Disziplinen", sagt Romana Mocnik vom Organi­sationsteam der Formula Student Austria. Zu den statischen Bewertungen gehören der Entwurf, die Kosten, aber auch die Projektvorstellung inklusive Businessplan. Die dynamischen Disziplinen werden dann auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg entschieden.

Formula Student Rennwagen 2019
Der letzte Rennwagen mit Verbrenner kam 2019 zum Einsatz
FH Joanneum

Seit der Gründung im Herbst 2003 gehört Joanneum Racing Graz zu den größten Projekten mit Studierendenbeteiligung an der FH Joanneum. Das Team setzt sich jedes Jahr neu zusammen und besteht aus Studierenden des Bachelor- und Masterstudiengangs Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering sowie weiterer Studiengänge, die unter anderem Aufgaben für Elektronik, Fertigung, Public Relations oder ­Design übernehmen. In diesem Jahr setzt sich das Team aus 84 Studierenden, den sogenannten Weasels, zusammen.

Bei drei Bewerben – in Assen (Niederlande), auf dem Red-Bull-Ring und in Novi Marof (Kroatien) – stellt das Joanneum Racing Team in diesem Jahr seine Leistung unter Beweis. Die Erwartungen sind hoch, denn schon mit dem ersten E-Rennwagen schaffte es das Team auf Platz elf unter 279 gelisteten Elek­troteams in der weltweiten Gesamtwertung der Formula Student. Damit ist es das bestplatzierte österreichische und das fünftbeste europäische Elektroteam.

Internationale Teams kommen gern

In Österreich findet der Bewerb im Juli zum 14. Mal statt. 58 Teams nehmen heuer daran teil. Rund 250 Racingteams haben sich um einen Startplatz beworben. Die Vergabe erfolgte wie auch in den Vorjahren über ein Wissensquiz online.

Neben dem Joanneum Racing Team Graz gehen noch drei weitere österreichische Teams – TU Graz ­Racing, TUW Racing der TU Wien und Campus Tirol Motorsport der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – vom 22. bis 27. Juli an den Start. "Der Bewerb in Spielberg ist bei internationalen Teams sehr beliebt", sagt Mocnik. Das zeige sich an der hohen Zahl an Bewerbern aus der ganzen Welt. Die meisten kommen zwar aus Europa – insgesamt haben sich in diesem Jahr 27 Teams von deutschen Hochschulen qualifiziert –, es wird aber auch ein Team aus Indien und eines aus den USA dabei sein. Für die Rennwoche werden bis zu 1600 Studierende erwartet. Dafür werde auch ein Camp am Spielbergring errichtet. Die Stimmung dort sei durchaus mit der bei einem Formel-1-Rennen vergleichbar.

Der erste Rennwagen mit E-Antrieb.
Für den ersten E-Boliden hatte das Team zwei Jahre Zeit für die Entwicklung.
FH Joanneum

Finanziert wird die Formula Student Austria durch Sponsoren. "Unternehmen nutzen diese Chance auch, um sich als künftiger Arbeitgeber präsentieren zu können", sagt Mocnik. Aber auch ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer bleiben der Formula Student treu. Rund 200 Alumni helfen jedes Jahr bei der Organisation des Events mit. (Gudrun Ostermann, 1.6.2023)