Im Gastblog geben die Diätologinnen Tania Schmoll und Elisabeth Pail Einblick in den Lehrgang Angewandte Ernährungsmedizin.

Weiterbildung bedeutet nicht in erster Linie einen Wissenszuwachs, sondern eine Stärkung der persönlichen Weiterentwicklung und des Selbstvertrauens. Im Gesundheitsbereich gibt es in Österreich für Diätologinnen und Diätologen eine Akademisierung bis auf das Bachelorniveau, danach geht es aber nicht mehr weiter – ein konsekutives Masterstudium fehlt. Mit dem Masterlehrgang Angewandte Ernährungsmedizin, der 2011 erstmal startete, können Diätologinnen und Diätologen, Medizinerinnen und Mediziner mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen ihr Wissen erweitern und vertiefen. Die Medizinische Universität Graz und das Institut Diätologie der FH Joanneum wollen mit diesem berufsbegleitenden Angebot den Lehrgangsteilnehmenden Kompetenzen auf akademischem Niveau vermitteln, denn: Ernährungsmedizin ist weiter gefasst als Ernährungsberatung.

Studierende
Ernährungsmedizin ist breiter gefasst als Ernährungsberatung.
Foto: FH Joanneum/Morgenstern

Um die Effizienz ernährungsmedizinischer Maßnahmen zu belegen, sind beide Berufsgruppen – Medizin sowie Diätologie – gefordert, mit wissenschaftlich fundierten Methoden und angepasst an den aktuellen medizinischen Wissensstand zu arbeiten. So kann langfristig eine professionelle Versorgung, basierend auf interdisziplinärer Zusammenarbeit unter Berücksichtigung neuester Ergebnisse der angewandten Forschung auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin, sichergestellt werden.

Lehrinhalte und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Thematisch führt das Studium den Erwerb grundlegender und ausgewählter Kompetenzen der Studien Medizin und Diätologie fort, vertieft und erweitert diese. Ausgehend von den unterschiedlichen praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden wird im Lehrgang eine Perspektivenverschränkung zwischen Wissenschaft und Praxis erreicht. Zur Anwendung kommt dabei das didaktische Modell des "Problem Based Learning": Situationen aus der Praxis werden hinterfragt und mithilfe von wissenschaftlicher Fachliteratur im Sinne von "Evidence Based Medicine" neue ganzheitliche Lösungen kreiert.

Der Lehrgang umfasst 13 Module und das Verfassen einer Masterarbeit. Bei den Modulen geht es unter anderem um evidenzbasierte Ernährungsforschung, zielgruppenorientierte Ernährungskonzepte, Public Health Nutrition, interkulturelle Kommunikation, Diversität und Leadership.

Es gehört auch wissenschaftliches Arbeiten dazu, Qualitäts- und Risiko- sowie Projektmanagement und vieles mehr. Wenn es um angewandte Ernährungsmedizin geht, ist es wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben, da die Wissenschaft nicht stehen bleibt und die Anforderungen an Diätologinnen, Diätologen, Medizinerinnen und Mediziner im Berufssetting vielfältiger und anspruchsvoller werden. In der Praxis ist zu beobachten, dass es immer stärker in Richtung Digitalisierung geht, etwa mit einer gesteigerten Nachfrage nach Online-Beratungsgesprächen oder mit Social-Media-Aktivitäten seitens der Diätologinnen, Diätologen, Medizinerinnen und Mediziner. Außerdem gibt es immer mehr Apps zu Ernährungsthemen, wo es wünschenswert wäre, wenn mehr wissenschaftliches Know-how dahinterstecken würde.

Für Diätologinnen und Diätologen ermöglicht die weiterführende fachlich vertiefende, wissenschaftliche Ausbildung, die eigenständige Forschung in der Diätologie zu implementieren. Hierbei ist auch die Netzwerkbildung mit Ärztinnen und Ärzten essenziell, mit denen zusammen die Therapie gestaltet werden soll. Medizinerinnen und Mediziner wiederum profitieren von der Expertise der Diätologinnen und Diätologen und können ihnen auch medizinische Sichtweisen vermitteln.

Der Masterlehrgang soll Absolventinnen und Absolventen unter anderem dazu befähigen, wissenschaftlich zu arbeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen, interdisziplinär tätig zu sein und Verantwortung zu übernehmen, um mit bevölkerungsbezogenen Interventionen eine gute Gesundheit durch Ernährung und Lebensstil zu fördern und damit ernährungsbedingte Erkrankungen in der Bevölkerung einzudämmen beziehungsweise professionell zu therapieren. Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs können in Einrichtungen des Gesundheitswesens, in der universitären und außeruniversitären Forschung, im Bildungsbereich oder im freiberuflichen Bereich tätig sein und damit das Gesundheitssystem weiterentwickeln. (Tania Schmoll, Elisabeth Pail, 19.6.2023)