Wie Phönix aus der Asche wollte Kika/Leiner steigen. Doch das ist Zukunftsmusik. Vorerst führt für den Einrichtungskonzern kein Weg an harter Sanierung vorbei. Von zumindest gut 200 Millionen Euro ist in der Branche die Rede, die es brauche, um das Unternehmen mit seinen 42 Möbelhäusern in Schuss zu bringen. In den vergangenen Jahren wurde davon nur ein Bruchteil investiert.

Bei Kika/Leiner werden die Weichen neu gestellt. Das Marktumfeld macht eine Sanierung schwerer denn je.
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Konzernkenner skizzieren zwei Szenarien, um Kika/Leiner aus der Schieflage zu holen. Eines ist die Trennung von 15 bis 20 Standorten in schwachen Lagen. Ziel könne es sein, dafür andere Handelsmieter zu gewinnen. Weitreichender Jobabbau unter den rund 3700 Beschäftigten wäre die Folge.

Das andere zielt auf die Konzentration auf eine Marke ab. Es ist eine Strategie, die der neue Mann an der Spitze von Kika/Leiner, Hermann Wieser, bereits einmal im Sinn hatte. Als Kurzzeit-Chef verpasste er den Vertriebslinien 2014 einen gemeinsamen Werbeauftritt, um Kosten zu sparen. Nur ein Jahr später wurde der Schritt revidiert.

Wieser, der seit vier Jahrzehnten im Möbelgeschäft arbeitet, eilt der Ruf als "wilder Hund" voraus. Er sei jedoch ein "grader Michl", erzählen Wegbegleiter, die ihm zutrauen, den Konzern in die Gewinnzone zu führen. Nur in die Quere sollte man ihm nicht kommen. Gerätselt wird darüber, ob hinter Wieser weitere mögliche Geldgeber stehen.

Lieferanten zahlen mit

Als Wieser nach seinem Job als Verkaufschef von Lutz für ein Jahr zu Kika/Leiner wechselte, nährte dies Gerüchte über wachsendes Interesse an einem Einstieg von Lutz beim Erzrivalen. Österreichs Möbelmarkt ist hoch konzentriert. Fachhandel und Industrie beobachten jede Annäherung der führenden Anbieter mit Argusaugen.

Lieferanten, die zu einem Großteil für Kika/Leiner produzieren, erwarten in den nächsten Wochen und Monaten eine entscheidende Weichenstellung. Dass sie über einen Sanierungsbeitrag mit mehr oder weniger Druck zur Kassa gebeten werden, liegt für sie auf der Hand. Wer sich diesem verwehrt, gerät im Gegenzug stärker in die Abhängigkeit von XXXLutz, der schon bisher ein Drittel des Marktes dominiert. Im Sortiment von Ikea sind österreichische Anbieter so gut wie nicht vertreten.

Dennoch überwiegt die Zuversicht, wie ein Rundruf des STANDARD zeigt. Zu groß sei die Angst gewesen, im Falle eines Konkurses von Kika/Leiner als Worst-Case-Szenario durch alle Finger zu sehen, sagt ein Hersteller. So ließen sich Aufträge, falls notwendig, zumindest kontrolliert zurückfahren.

Weitere Interessenten

Damit, dass die neuen Eigentümer demnächst starke Preiskämpfe anzetteln, wird angesichts der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, bezweifelt.

Kräftig an der Preisschraube gedreht hätte vielmehr Lutz-Konkurrent Höffner, ist man sich in der Branche einig. Der deutsche Einrichtungsriese hatte dem Vernehmen nach vor einigen Monaten, ehe Immobilieninvestor Frank Albert und Wieser zum Zug kamen, ein Anbot für Kika/Leiner gelegt – dieses dann aber zurückgezogen. Höffner war auf Nachfrage nicht erreichbar.

Der Möbelmarkt wiegt in Österreich mehr als fünf Milliarden Euro. Rund 37 Prozent entfallen auf den Fachhandel. Den Rest teilt sich XXXLutz mit Ikea und Kika/Leiner. Die goldenen Corona-Jahre, in denen der Absatz boomte, von denen Kika/Leiner jedoch offenbar kaum zehren konnte, sind vorbei. Neubauten und Baubewilligungen brechen infolge hoher Baukosten und teurerer Finanzierung ein. Renovierung von Haus und Heim wird verschoben. Seit Februar sinken die Umsätze rund um Möbel und Einrichtung um mehr als zehn Prozent. (Verena Kainrath, 2.6.2023)