Hans Peter Haselsteiner und Jonas Kaufmann
Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner und der neue Intendant der Tiroler Festspiele Erl Jonas Kaufmann (re.).
APA/ROBERT JAEGER

Bernd Loebe, der die Festspiele in Erl nach dem unfreiwilligen Abgang von Festivalgründer Gustav Kuhn übernommen und stabilisiert hat, wäre wohl gerne länger geblieben. Kuhn wurde ja von Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen. Allerdings wollte Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner dem Festival wohl etwas vom alten Glanz zurückbringen. Unter Loebe schien das nicht wirklich zu gelingen.

Das wird mit Startenor Jonas Kaufmann vorerst einmal geschehen, der nach der Sommersaison 2024 für das Programm verantwortlich zeichnen wird. Beworben hatten sich 43 Personen. Allerdings, so Haselsteiner, habe er der Findungskommission vorgeschlagen, "das Hearing abzubrechen" und Idealkandidat Kaufmann zu ernennen.

Bei der Suche, an der neben Haselsteiner auch Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, Volksoperndirektorin Lotte de Beer und die Leiterin der Kärntner Kulturabteilung Brigitte Winkler-Komar teilnahmen, sei es allerdings nicht primär um die Prominenz des künftigen Erl-Chefs gegangen, so Haselsteiner.

Kaufmanns Enthusiasmus und Engagement seien an erster Stelle gestanden.

Er bleibt Sänger

Wie auch immer. In jedem Fall kann es keinesfalls schaden, die Weltmarke Jonas Kaufmann über jene von Erl zu stülpen. Wie weit Kaufmann in Erl präsent sein wird, muss sich allerdings noch weisen. Der Münchner denkt nicht daran, als Sänger abzudanken. "Es wird eine zusätzliche Karriere sein, keine alternative", so der 53-Jährige, der auch in Erl auf der Bühne stehen wird, nicht aber "zwangsläufig in jeder Spielzeit".

Enthusiasmus war ihm bei der Präsentation jedenfalls nicht abzusprechen. Es falle ihm schwer, sich zurückzuhalten. Am liebsten würde er gleich beginnen, so der Deutsche. Nun schaue er eben "noch zwei Spielzeiten zu und lerne und verfeinere meine Pläne".

Sehr konkret können diese natürlich noch nicht sein. Haselsteiner wünscht sich jedenfalls eine Mischung aus Erler Tradition und deren Erweiterung. Klar wäre, dass die bisherigen sommerlichen Schwerpunkte mit Opern Richard Wagners beibehalten würden, erklärt der Tenor. Der Bayreuther sei "eine gesetzte Bank in Erl". Kontrapunkte wie Belcanto-Werke oder Opern von Christoph Willibald Gluck oder Carl Maria von Weber wie auch zeitgenössische Musik sind möglich.

Wie hält es Kaufmann mit Regiekonzepten, da und dort ist er zuletzt – ungerechtfertigt – als eher konservativ beurteilt worden? Zwar sei er gegen eine eitle Profilierung der Regisseure und Regisseurinnen. Aber klar sei auch, dass in den zumeist historischen Werken auch heutige Themen und Probleme abgehandelt werden sollen. Man müsse eben den Spagat schaffen. "Bei einer Inszenierung muss das Stück im Mittelpunkt stehen", meint Kaufmann, einer Modernisierung, um zusätzliche Bedeutungsebenen zu finden, stehe er aber keinesfalls im Wege.

Das Geld ist da

Budgetfragen dürften Kaufmann nicht plagen. Schließlich zeigte sich Festspielpräsident Haselsteiner offen für Ideen, es soll ja auch Uraufführungen geben. "Wenn der neue Intendant Ideen hat, wird man auch über den einen oder anderen Sonderposten sprechen können." Dass in Erl wie in Bayreuth Wagner im Mittelpunkt steht, sieht Haselsteiner sportlich. Statt des Grünen Hügels habe man hier doch als Attraktion den Wilden Kaiser. Und auch einen Startenor, der über die Kaiser-Pointe lachte. (Ljubiša Tošić, 2.6.2023)