Kayla Shyx ist erfolgreiche Youtuberin. Ihr aktuelles Video über Rammstein haben bisher rund 700.000 Menschen gesehen.
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Youtube-Star und Influencerin Kayla Shyx hat sich am Montag in einem Video zu den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann und das Umfeld der Band geäußert. Die 21-Jährige war selbst vor einem Jahr, am 4. Juni 2022, auf einem Rammstein-Konzert und erzählt von Erlebnissen, die nicht nur den bisherigen Vorwürfen ähneln, sondern weit darüber hinausgehen. Laut den Schilderungen von Shyx und anderen Frauen, mit denen sie beim Konzert und im Netz Gespräche führte, würde eine Mitarbeiterin reihenweise junge Frauen für Pre- und After-Show-Partys casten. Bei einer After-Show-Party, auf der Shyx selbst eingeladen war, habe sie viele Frauen gesehen, die einzig und allein für Sex mit Lindemann eingeladen worden seien, was ihnen vorab aber nicht gesagt worden sei.

Kayla Shyx spricht in ihrem halbstündigen Video über ein Rammstein-Konzert im Juni 2022.
Kayla Shyx

Kayla Shyx besuchte mit einer anderen jungen Frau am 4. Juni das Rammstein-Konzert im Olympiastadion in Berlin. Die beiden hatten Karten für die vordersten Reihen, die auch als "Row Zero" bezeichnet werden. Shyx erzählt in dem Video ausführlich, wie sie und ihre Freundin von einer Rammstein-Mitarbeiterin angesprochen und zur After-Show-Party eingeladen worden seien. Sie sei davon ausgegangen, dass es eine übliche After-Show-Party sei. Diese habe es auch gegeben, mit vielen Prominenten und strukturiert durchgeführten Corona-Tests. Allerdings seien sie selbst und mehrere andere junge Frauen in einen anderen Raum "eskortiert" worden – vorbei an der Party mit den Promis. Sie wurden in einen kleineren Raum gebracht.

Handys weg

Laut Schilderungen der Youtuberin und Laiendarstellerin ("Mädchen-WG") wurde ihr erst nach und nach klar, was vor sich gehe. Damit rechne man nicht, sagt Shyx. Sie schildert eine Situation, in der man einfach auf ein Konzert geht, sich über eine Einladung zu einer After-Show-Party freut und plötzlich seltsame Dinge passierten, die sie nur nach und nach einordnen konnte. Ein Moment der Vorahnung sei gewesen, als alle Frauen, die auf diese gesonderte Party gebracht wurden, ihre Handys abgeben mussten, "aus Sicherheitsgründen" wurde ihnen gesagt. Die spätere Erkenntnis, dass sie "nur hierhergeholt wurde, weil er vielleicht Bock hätte, mich zu ficken", habe sie erschüttert. Mit "er" war Lindemann gemeint. Alle anwesenden Frauen wären geschätzt unter Dreißig gewesen, ob Minderjährige dabei waren, wurde etwa mit Ausweisen von Mitarbeiter:innen nicht geprüft.

Die Rammstein-Mitarbeiterin, die sie eingeladen hatte, habe sie laufend sehr freundlich behandelt und ihr Drinks angeboten – besonders als Shyx ankündigte, gehen zu wollen. Als die Frauen schließlich gingen, war man nicht mehr freundlich, es sei ihnen gesagt worden, sie könnten nun auch nicht auf die "normale" After-Show-Party gehen.

Eine andere Frau, berichtet Shyx, habe ihr an dem Abend berichtet, dass sie in einem Club angesprochen worden sei, ob sie Rammstein-Tickets haben wolle. Sie sei auch schon auf der Pre-Party zu diesem Konzert gewesen, bei der junge Frauen gesammelt worden seien und sich Till Lindemann eine Frau ausgesucht habe, mit der er während des Konzerts, zwischen den Liedern, unter der Bühne Oralsex gehabt habe. Ob dieser Frau vorab gesagt wurde, wofür sie eingeladen worden sei, wisse sie nicht, sagt Shyx.

Viele hätten es gewusst

Kayla Shyx betont in dem Video, sie habe das schon früher öffentlich machen wollen – ihr sei aber von diversen Menschen, auch von ihrem Management, davon abgeraten worden. "Lass es", sei ihr immer wieder gesagt worden. Sie sei schockiert gewesen, dass es im Zuge ihrer eigenen Erlebnisse, Chats und Gespräche mit unzähligen Frauen immer wieder geheißen habe, man wisse doch ohnehin von dieser Praxis, von "Till's Girls". Shyx kritisiert, dass offenbar viele schon lange davon gewusst hätten, während junge Frauen weiter in eine Situation gebracht worden seien, in der sie völlig überrumpelt und mit Alkohol und auch anderen Drogen versorgt würden. Shyx baut in ihr Video auch Chatverläufe mit Einladungen etwa zu Konzerten ein. Die Frauen würden in eine Situation gebracht, aus der sie schwer herauskämen. Shyx bekam nach eigenen Angaben viele Nachrichten anderer Frauen, die von Erlebnissen berichteten, die den ersten Vorwürfen von Shelby L. ähneln.

Massive Schilderungen von Gewalt sind ebenso darunter wie völlige Unkenntnis, was mit ihnen im Rahmen solcher Partys oder in Lindemanns Hotelzimmer passiert sei – sie könnten sich an nichts mehr erinnern. Das erzählt auch Shelby L., die meinte, ihr seien wohl unbemerkt Drogen verabreicht worden.

Auf die ersten Vorwürfe reagierten Rammstein zuerst kurz auf Twitter:

Einige Tage und weitere Vorwürfe später äußerte sich die Band auf Instagram ausführlicher:

Ab Mittwoch finden vier Konzerte von Rammstein in München statt. Bei den Konzerten zwischen 7. und 11. Juni im Münchner Olympiastadion soll es laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" weder eine "Row Zero" noch Backstage-Partys geben. (beaha, 6.6.2023)