Alexander Strobele in Udo-Kier-Nachfolge in "Die stumme Serenade" an der Wiener Kammeroper.
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Diese Frau ist eine Schau. Typ: Peggy Bundy mit Geld. Die Fläche ihres auftoupierten Haars ist größer als San Marino. In Erich Wolfgang Korngolds Die stumme Serenade ist Silvia Lombardi der wortgewaltige Stein des Anstoßes für die turbulente Handlung der "Komödie mit Musik": Die Aktrice wähnt, nächtens von einem Unbekannten heimgesucht und geküsst worden zu sein. Der Modeschöpfer Andrea Coclé gerät unter Verdacht und bald in die Fänge des Polizeiapparats von Neapel. Gelingt es ihm, dem Todesurteil zu entrinnen?

Ja: Die Handlung der 1951 konzertant in Wien uraufgeführten Stummen Serenade ist etwas billig. Aber die Musik dazu ist erstklassige Konfektion. Diese hat Korngold der leichten Muse mit Könnerhand auf den Leib geschneidert. Das Wiener Kammerorchester präsentiert die exquisiten Klangwaren unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller in zauberhafter Weise. Trotzdem: Könnte das bitte jemand für großes Orchester arrangieren?

Stehlampen-Rolle

Ein Virtuose des passgenauen Einkleidens ist auch Pascal Seibicke. Seine Kostüme sind von luxuriöser Eleganz mit dem kreativen Twist. Die drei Damen dieser Produktion (Diana Bärhold, Lilia Höfling, Lucia Miorin) sind bei ihm als Mannequins, Polizistinnen und sogar als Stehlampen (!) in besten Händen.

Das szenische Zentrum der Musikkomödie stellt eine Drehbühne dar. Farblich setzt Seibicke auf Schwarz, die Bühne der Wiener Kammeroper wird zum Darkroom. Ein wenig fürchtet man sich vor Alexander Strobele, der als Directrice Travestie in der Udo-Kier-Nachfolge bietet. Zur Auflockerung gibt es ein Buffo-Paar mit Karottenhaar (Jennifer Lary, Paul Schweinester), einen Lemmy-Kilmister-Ministerpräsidenten (Stefano Bernardin) und einen zerknautschten Polizeichef (Reinwald Kranner). Dirk Schmeding (Regie) setzt etwas penetrant auf Klamauk. Trotzdem: in Summe ein Gesamtkunstwerk. Go for it! (Stefan Ender, 7.6.2023)