Goldschatz FPÖ Osttirol
Warum eine Vorfeldorganisation der Wiener FPÖ eine idyllische Gaststätte im abgelegenen Osttirol kaufte, ist bis heute nicht restlos geklärt.
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"Wenn alles zusammenbricht, dann sind wir dort", so beschreibt Oliver Ribarich die Motivation einiger Mitglieder der Wiener FPÖ, sich 2011 ein Haus im abgelegenen Defereggental in Osttirol zu kaufen. Ribarich war Bodyguard von Ex-FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Als Rückzugsort für den Ernstfall, den sogenannten Tag X, habe die heutige Pension Enzian gedient, sagte Ribarich im STANDARD-Podcast Mitte Mai.

Im Podcast "Straches Bodyguard" gibt der ehemalige Leibwächter des Ex-FPÖ-Chefs tiefe Einblicke das mutmaßliche Geschäftsgebaren der Partei´.

Im Jahr 2019 erlangte die Liegenschaft mehr Aufmerksamkeit, als so manchem in der Partei lieb war – Korruptionsermittler stießen dort bei einer freiwilligen Nachschau im Zuge der Ibiza-Ermittlungen auf etliche Goldbarren. Jetzt, knapp vier Jahre nachdem die Behörden vor der Tür standen, wollen die Wiener Blauen das alte Bauernhaus selbst zu Geld machen. Dem Vernehmen nach gibt es mehrere Interessenten.

Die Aussagen Ribarichs über die Osttiroler Parteipension wies Strache als "Unsinnigkeiten" zurück. Der Kauf sei eine Anlage "im Sinne einer verantwortungsvollen Risikostreuung" gewesen. Zum Zeitpunkt des Kaufes war der jetzige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerald Hauser Bürgermeister des Ortes. Die Wiener FPÖ soll sich nach einem Ort für Klausuren und "Teambuilding" umgeschaut haben. Hauser dementierte stets, vermittelt zu haben. Warum eine Vorfeldorganisation der Wiener FPÖ eine Gaststätte im abgelegen Osttirol braucht, ist bis heute nicht gänzlich geklärt und wirkt angesichts intransparenter Parteifinanzen zumindest seltsam. 

Hohe Investitionen

Die Liegenschaft umfasst rund 600 Quadratmeter Nutzfläche, neun Zimmer, zwei Apartments und einen Seminarraum. Berühmtheit erlangte vor allem der im Keller eigens eingebaute Tresorraum, in dem der Goldschatz gefunden worden war. Wer sich für die Liegenschaft interessiert, muss wissen, wo er suchen muss: Sie ist nicht inseriert und auch nicht auf gängigen Immobilienportalen zu finden. Ein Wiener Maklerbüro mit Ableger in Innsbruck kümmert sich um den Verkauf. Kommentieren wollte die verantwortliche Person den Vorgang nicht.

Verkaufsunterlagen, die dem STANDARD vorliegen, deuten auf eine durchwachsene Investitionsbilanz hin. Ende 2011 kaufte das "Freiheitliche Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol", eine Vorfeldorganisation der Wiener FPÖ, das Gebäude um rund 300.000 Euro. Loswerden wollen es die Freiheitlichen für das Doppelte, also für rund 600.000 Euro. Der Haken: Laut Unterlagen sind in den vergangenen Jahren rund 600.000 Euro an Investitionen in das Gebäude geflossen, darunter der Bau des Seminarraums inklusive Dokumentenschranks und Alarmanlage. Zudem weise das Dach "erhebliche Schäden" auf und bedarf einer Sanierung, soll ein Holzbauunternehmen festgestellt haben. Kostenpunkt: mindestens 100.000 Euro.

Unklar, wohin das Geld fließt

Der Eigentümerverein, das Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol, bestätigte via Anwalt Meinhard Novak, dass man sich mitten im Verkaufsprozess befinde und es bereits Interessenten gebe. Mehr wollte der Anwalt dazu nicht sagen. Dem Vernehmen nach sollen die Interessenten aus dem Tourismussektor kommen und hätten teils Interesse, den Betrieb der Pension weiterzuführen.

Das Rätsel um die ungewöhnliche Investition der Freiheitlichen in Osttirol samt Goldlager bleibt noch immer ungelöst. Das Bildungsinstitut und die FPÖ Wien ließen Fragen dazu unbeantwortet. Etwa, wohin das Geld aus dem Erlös fließen soll oder was mit dem Verein nach dem Verkauf passieren soll. In den Vereinsstatuten sind als Zweck etwa die "Erhaltung des Waldes als Schutzwald", die "Pflege kultureller und gesellschaftlicher Kontakte" sowie die "Unterstützung des Brauchtums im Defereggental" angeführt: zweifellos zeitlose Aufgaben. Ob sich damit Wahlen gewinnen lassen, steht auf einem anderen Blatt. (Laurin Lorenz, 14.6.2023)