Der Autos fährt mit dem Lastenrad im Regen
Lastenradfahren macht Spaß, schon die Umwelt und spart Geld
Steffen Kanduth

Die verflixten 7000 Kilometer. Just als der Bordcomputer des E-Lastenrads an dieser Marke zu kratzen begann, hat auch der Motor immer wieder eigenartige Geräusche von sich gegeben. Seit August 2020 läuft der Langzeit-Selbsttest, bei dem eines der beiden Autos im Haushalt im Speckgürtel Innsbrucks mit dem E-Cargobike der Marke Isy ersetzt wurde. Ein schnittiges und kompaktes Longjohn mit Riemenantrieb, 20-Zoll-Bereifung und Bosch-Performance-Line-CX-Motorisierung. Alles auf eigene, private Kosten des Autors.

Stand bisher die Alltagstauglichkeit im Fokus der Testberichte, so handelt Teil drei nun vom Service, den ein solches Gefährt benötigt. Anders als das jährliche Pickerl beim Kfz bedarf es beim E-Lastenrad keiner fixen Werkstatt-Intervalle. Wer etwas Geschick beim Radlschrauben mitbringt, kann im Grunde alles selbst servicieren. Die Enviolo-Nabenschaltung ist zwar bisweilen ein wahres Gfrett, aber keine Raketenwissenschaft. Die hydraulischen Scheibenbremsen der Marke Shimano lassen sich ebenfalls selbst warten. Noch ein bisschen Fett und Liebe für die diversen beweglichen Teile, und das Radl rollt zuverlässig bei jedem Wetter.

Tacho von einem E-Lastenrad mit mehr als 7249 Kilometern am Zähler.
Seit fast drei Jahren und mehr als 7000 Kilometer ist bei Wind und Wetter Verlass auf das E-Lastenrad
Steffen Kanduth

Motor und Akku hingegen sollten selbst für versierte Hobbyschrauber tabu bleiben. Denn wer daran selbst Hand anlegt, verwirkt jeden Garantieanspruch. Das gilt übrigens auch fürs illegale Tunen von E-Bikes. Fachwerkstätten erkennen sofort, wenn das gemacht wurde. Neue Bosch-Motoren haben zudem eine eingebaute Software, die Tuning erkennt und den Motor in den sogenannten Limb-Modus schaltet, bei dem das Rad schon ab 7 km/h den Motor abriegelt.

Schelte vom Mechaniker

Also Finger weg vom Tunen und für den Motorservice die Fachwerkstatt aufsuchen, die mittels Diagnosetool den Motor auslesen und auf Fehler kontrollieren kann. Der Kunde erhält ein Statistikblatt, auf dem die Fahrtdaten zusammengefasst werden. Da fühlt man sich etwas ertappt, wenn plötzlich klar wird, dass man 94 Prozent der Kilometer im Turbomodus zurückgelegt hat.

Bosch empfahl für den Service eine Fachwerkstatt direkt am Wohnort in Hall in Tirol. Dort kam zwar eine kleine Schelte vom Mechaniker, warum erst nach drei Jahren erstmals einen Motorservice gemacht werde. Doch bisher lief das Rad eben einwandfrei, und laut Bosch sind die Motoren – abgesehen von Verschleißteilen – wartungsfrei.

Wobei man beim deutschen E-Bike-Motorenhersteller betont, dass keine spezifischen Serviceintervalle nach gefahrenen Kilometern oder Einsatzzeit empfohlen werden, weil die Abnutzung von vielen Faktoren, wie dem Fahrverhalten, der Lagerung oder der Intensität der Nutzung, abhänge. Das Rad in diesem Langzeittest wird ganzjährig und viel bewegt, parkt daheim aber stets in einer Garage.

Kette und E-Motor des E-Lastenrades.
Das Lastenrad rollt und rechnet sich.
Steffen Kanduth

Um die Langlebigkeit der Akkus zu garantieren, gilt die Faustregel, dass diese sich bei denselben Temperaturen wohlfühlen wie wir Menschen. Daher das Rad nicht in der Gluthitze oder Eiseskälte lagern.

Den Ausschlag für den Motorservice gab, wie erwähnt, ein reibendes Geräusch im Antrieb, das diesen Winter beim Starten bei kalten Temperaturen auftrat. Nach wenigen Minuten Fahrt verschwand es wieder. Auf die Leistung des Motors hatte das Geräusch keinen merklichen Einfluss. Der Mechaniker erklärte dazu, dass es sich wohl um Schmiermittel handle, die bei Kälte die Viskosität verändern und dann dieses Geräusch verursachen können. Nach kurzer Fahrt erwärmt sich der Motor, und es verschwindet. Genau so verhielt es sich auch in diesem Fall.

Nach drei Jahren amortisiert

Das Innenleben des Motors wurde beim Werkstattservice auf Herz und Nieren geprüft und einige Verschleißteile auf Garantie ersetzt. Bosch sei hierbei in den ersten drei Jahren sehr kulant, erklärte der Mechaniker. Insgesamt belief sich der Preis für den Service, während dem das Rad zwei Wochen in der Werkstatt stand, auf 189,80 Euro. Neben dem Motorservice war auch der Wechsel einer Bremsscheibe inkludiert, der vom Mechaniker empfohlen wurde.

Mit den 47,70 Euro, die bisher an Reparaturkosten anfielen, sind die Erhaltungskosten des E-Lastenrads auf drei Jahre gerechnet sehr überschaubar. Der Kaufpreis von knapp 3000 Euro – im gebrauchten Zustand – hat sich somit bereits amortisiert, wenn man diese Kosten mit jenen vergleicht , die im selben Zeitraum für das Auto angefallen wären. Abgesehen davon ist der Fahrspaß ungleich höher, und das Rad ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. (Steffen Kanduth, 18.6.2023)