Willkommen Österreich / Valie Export
Künstlerin Valie Export zu Gast bei Christoph Grissemann und Dirk Stermann.
ORF Screenshot

Wien – Als "coolste Österreicherin" moderierte Christoph Grissemann Valie Export an, die daraufhin Arm in Arm mit den Moderatoren ins "Willkommen Österreich"-Studio tänzelte. Obwohl die 83-jährige Künstlerin sich für zu wenig witzig in Interviews gehalten hatte, sorgte sie in der aktuellen Ausgabe der ORF-Late-Night-Show am 13. Juni für einige Lacher und großen Applaus. Anlass für den Auftritt gab die bevorstehende Retrospektive in der Wiener Albertina, die am 23. Juni eröffnen wird. 

In der Show wurde die feministische Künstlerin von Grissemann und Dirk Stermann zu ihren legendären Aktionen befragt, wie dem "Tapp und Tastkino" oder der Performance von 1968, bei der sie Peter Weibel an der Hundeleine durch die Wiener Innenstadt Gassi führte. "Ganz brav" sei der Weibel da gewesen, erzählt sie.

Als es um ihr katholisches Aufwachsen in Oberösterreich geht, berichtet Export lachend, dass sie als Kind bei der Beichte Sünden erfand, weil sie keine begangen hatte. "Ich war unkeusch", hatte sie dem Priester dann gesagt, ohne zu wissen, was Keuschheit überhaupt bedeutete. Schon damals rief die Provokation eine Reaktion hervor.

Tattoos und Feminismus

In der Sendung erzählte die Künstlerin auch von ihrem Strumpfbandhalter-Tattoo am Oberschenkel und ihrer damaligen Idee, sich auch Essensreste wie Spaghetti oder ein "Kartofferl" um den Mund stechen zu lassen. "Ich dachte mir, das wäre doch ganz gut für die Kommunikation", so Export. "Schau, du hast da was!", würden die Leute sagen – man hätte immer sofort ein Gesprächsthema. Der Tätowierer weigerte sich jedenfalls, weil er befürchtete, die Künstlerin würde so keinen Ehemann finden. 

Bevor der nächste "Willkommen Österreich"-Gast, Journalist und Kabarettist Guido Tartarotti auftrat und Valie Export eher gelangweilt neben ihm saß, appellierte sie für mehr sichtbaren Feminismus in Österreich. Immerhin handle es sich um eine sozial-politische Auseinandersetzung und nicht nur um eine künstlerische. (kr, 14.6.2023)