Meggenhofen Fritz Egger
Dorfrichter Adam (Fritz Egger) müht sich ab, jeden Verdacht von sich abzulenken.
Walter Huemer

Der 450 Jahre alte Kircheckerhof in Meggenhofen dient bereits seit 1969 sommers als Theaterspielstätte. Ein schön erhaltenes Gebäude in idyllischer Landschaft mit alten Obstbäumen plus frei hoppelndem Haushasen. Schauspieler Fritz Egger hat hier 2019 die künstlerische Leitung übernommen und steht derzeit in der neuen Eigenproduktion Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist auf der sorgfältig in die Innenhofarchitektur eingebauten Pawlatschenbühne. Auf ihr wird bei jeder Witterung gespielt; gut überdacht sitzt auch das Publikum auf den gegenüberliegenden beiden Hofseiten.

"Wir sind Familie"

Christine Wipplinger hat die H.-C.-Artmann-Version dieses Lustspiels inszeniert und entrollt dabei voller Vergnügen die Verlogenheit und Chuzpe des Protagonisten. Diesem, dem Dorfrichter Adam (Egger), setzt bei der Verhandlung eines emotional geführten Streitfalls der überraschende Besuch eines Kontrollorgans zu. Die Gerichtsrätin Waltersburg (Julia Cencig) aus Linz ist gekommen, um die Gepflogenheiten korrekter Gerichtsbarkeit zu überprüfen – und sie blickt in Abgründe. Die Regie spart nicht mit Anspielungen auf aktuelle österreichische Korruptionsfälle, zitiert aus den türkisen Chatprotokollen ("Wir sind schließlich Familie") und macht deutlich, wie korrumpierbar Menschen an der Macht werden können.

HT1 - Das schau ich mir an!

Ex-Buhlschaft Miriam Fussenegger interpretiert Eve als bedrängte, aber in ihrem Bestreben nicht maulfaule junge Frau; gemeinsam mit Felix Stichmann als Ruprecht gibt sie den Soundtrack des Abends vor. Susanne Altschul, die vor 50 Jahren bereits als Reinhardt-Seminaristin in Meggenhofen gespielt hat, schlägt als Eves Mutter und Klägerin einen herrlich sturen Ton an. Man sieht ein gut eingespieltes Ensemble in schöner Tracht (Kostüme: Ingrid Leibezeder). (Margarete Affenzeller, 15.7.2023)