Als wohl berühmteste lesbische Fernsehserienheldin hat sich Ellen DeGeneres in den Neunzigerjahren einen Namen gemacht: Ihr Coming-out in der nach ihr benannten Serie "Ellen" sorgte 1997 für einiges Aufsehen. Verstärkt wurde dies noch dadurch, dass Serienfigur und reale Person dadurch in einem Zug ihre sexuelle Orientierung publikmachten. Auch in anderen populären Serien dieser Zeit wie "Sex and the City" und "Roseanne" wurden lesbische Beziehungen zwischendurch thematisiert. Bis es eine erste Serie gab, in der sämtliche Charaktere homosexuell waren, sollte nicht mehr viel Zeit vergehen: 1999 startete die britische Serie "Queer as Folk" und ein Jahr später deren gleichnamiges kanadisch-US-amerikanisches Remake. Darin waren erstmals sämtliche handelnden Charaktere schwule Männer, und ein neues Genre war geboren: die queere Serie.

Drei Schauspielerinnen aus
Genre-Klassiker: "The L Word" hat mit "The L Word – Generation Q" noch ein Serien-Spin-off erhalten.
IMAGO/Everett Collection

Queere Serien: Einige Highlights

Die sexuelle Vielfalt jenseits heteronormativer Darstellungen ist im Serienuniversum angekommen und begeistert ein breites Publikum. Häufig sind es ganze Cliquen, um die sich die Story dreht – beispielsweise in "The L Word" (2004 bis 2009), einer sechs Staffeln umfassenden US-amerikanischen Serie, die in mehr als 30 Ländern ausgestrahlt wurde und das Leben, die Beziehungen, Affären und Freundschaften einer Gruppe zumeist weiblicher Mitglieder der LGBT-Community thematisierte. Sehr gängig sind auch Serien, deren Protagonist oder Protagonistin sich als queer identifiziert und um deren Beziehungs- und Sexleben sich die Handlung dreht. Beispielsweise die semiautobiografische kanadische Serie "Feel Good" (2020 bis 2021), in deren Zentrum die nichtbinäre Person Mae Martin als drogensüchtige Comedygröße in Liebeswirrungen steht. Oder auch "Uncoupled" (2022) rund um den schwulen New Yorker Immobilienmakler Michael Lawson, verkörpert von dem auch im realen Leben schwulen Schauspieler Neil Patrick Harris, der als Barney in "How I Met Your Mother" (2005 bis 2014) große Bekanntheit erlangte.

Auch die US-amerikanische Gefängnis-Dramedy "Orange Is the New Black" (2013 bis 2019) beinhaltet neben der in der Serie bisexuellen Protagonistin Piper Chapman (Taylor Schilling) noch mehrere weitere bisexuelle und lesbische sowie einen Transgendercharakter (Laverne Cox als Sophia Burset). Mit "Heartstopper" (2022) kam zuletzt eine Serie heraus, die auf einem Webcomic basiert und deren Hauptfiguren 16-jährige Highschool-Kids sind. Aus der Freundschaft der beiden Burschen Charlie Spring (Joe Locke) und Nick Nelson (Kit Connor) wird dabei eine Beziehung, und auch ein Transgendercharakter namens Elle Argent (Yasmin Finney) spielt eine tragende Rolle.

Queere Serien sind nicht nur häufig unterhaltsam und kurzweilig, sondern transportieren meist auch gesellschaftlich relevante Botschaften. Sie geben Einblicke in Lebensrealitäten, Themen und Problemfelder, die einem als Cis-Hetero-Person vielleicht weniger geläufig sind, aber für Mitglieder der LGBTIQ-Community zum Alltag gehören. Zudem bieten sie wichtige Identifikationsfiguren für nicht wenige junge Menschen, die sich von allzu heteronormativen Serien nicht abgeholt fühlen. Queere Serien können auch ein Bewusstsein dafür schaffen, in welchen Kontexten Diskriminierung geschieht und wo in Sachen Toleranz noch Luft nach oben ist. Sich damit zu beschäftigen kann den eigenen Horizont gehörig erweitern. 

Ihre Serienempfehlung, bitte!

Wie finden Sie die genannten Serien? Welche anderen queeren Serien haben Ihnen sonst noch richtig gut gefallen? Und was mögen Sie an diesem Genre besonders? Posten Sie Ihre Meinung und teilen Sie Ihre Serientipps mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 19.6.2023)