Mithilfe von ChatGPT will Mercedes die Sprachsteuerung seiner Fahrzeuge auf ein neues Niveau anheben.
Mercedes-Benz

Der Hype um große Sprachmodelle und damit verbundene Chatbots findet auch nach und nach seinen Weg in die Automobilindustrie. Nachdem General Motors bereits im März angekündigt hat, den Einsatz von künstlicher Intelligenz in seinen Fahrzeugen zu prüfen, macht Mercedes-Benz jetzt Ernst: Ab 16. Juni können Kunden in den USA über ein optionales Betaprogramm ChatGPT in ihrem Fahrzeug nutzen.

Beginn der Testphase

In einem ersten Schritt soll ChatGPT in rund 900.000 Autos nutzbar sein, die das "MBUX"-System des Herstellers verwenden. Eine Anmeldung für das Programm ist über eine App oder direkt über einen Sprachbefehl im Fahrzeug möglich. Die dreimonatige Testphase, die auf die USA beschränkt bleibt, soll in erster Linie dazu dienen, den Sprachassistenten zu verbessern, aber auch eine Strategie für die Einführung großer Sprachmodelle in anderen Märkten und Sprachen zu entwickeln.

ChatGPT soll natürlichere Dialoge mit dem Fahrzeugsystem ermöglichen und den Fahrern erlauben, Fragen zum Zielort oder anderen Themen zu stellen. Bisher konnten Mercedes-Fahrer bereits bestimmte Sprachbefehle wie das Aktivieren der Sitzheizung nutzen. Kooperationspartner Microsoft erklärt zudem in einem Blogeintrag, dass zukünftige Plug-ins den Fahrern ermöglichen könnten, hinter dem Steuer auch Restaurantreservierungen oder Kinokarten zu buchen.

Daten in der Cloud gespeichert

In einer Pressemitteilung des Autoherstellers bezeichnet Vorstandsmitglied Markus Schäfer die Testphase dieser Integration schon jetzt als Meilenstein – und will gleichzeitig Bedenken hinsichtlich Datenschutz aus dem Weg räumen: "Unser Betaprogramm erweitert die bestehenden Hey-Mercedes-Funktionen wie Navigationsanfragen, Wetterabfragen und andere um die Möglichkeiten von ChatGPT. Auf diese Weise wollen wir Unterhaltungen mit natürlichen Dialogen und Folgefragen unterstützen. Unsere Kunden können sich stets darauf verlassen, dass wir den bestmöglichen Schutz ihrer Daten gewährleisten. Alles steht unter einem großen Ziel: die Beziehung zu Ihrem Mercedes neu zu definieren."

Das Unternehmen beteuert, dass es bei der Kooperation mit Microsoft die vollständige Kontrolle über die IT-Prozesse im Hintergrund behält. Die gesammelten Sprachbefehlsdaten werden in der Intelligent Cloud von Mercedes-Benz gespeichert, wo sie auch ausgewertet werden – anonymisiert, versteht sich. Welche Ziele man über die Neudefinition von Fahrzeugbeziehung hinaus tatsächlich verfolgt, bleibt noch unklar. In der Vergangenheit hat das Unternehmen aber schon unter Beweis gestellt, dass man sogar für Basisfunktionen eine Bezahlschranke oder ein Abo einführen kann. (bbr, 16.6.2023)