Bislang ist die Welt der faltbaren Smartphones eine ziemlich monotone Angelegenheit: Samsung ist nicht nur der Pionier in diesem Bereich, das Unternehmen bleibt bis dato auch der einzige relevante Hersteller. Zwar gibt es sehr wohl Alternativen, die meisten davon sind aber mehr Experimente als reale Produkte, werden oft außerhalb von China gar nicht verkauft oder sind von groben Defiziten geplagt.

Das Jahr der faltbaren Smartphones

Das sollte sich nun aber ändern: So haben derzeit gleich mehrere namhafte Hersteller eigene Foldables in Entwicklung oder gar bereits offiziell angekündigt – allen voran Android-Entwickler Google selbst. Auch Oneplus arbeitet an einem entsprechenden Gerät. Und dann wäre da noch ein Name, der aus der Geschichte der Mobiltelefonie nicht wegzudenken ist: Lenovo hat die legendäre Serie an Motorola-Razr-Klapphandys für das Zeitalter von faltbaren Bildschirmen neu belebt.

Das Motorola Razr 40 Ultra in der Farboption
Stellt die Konkurrenz von Samsung in einigen zentralen Punkten in den Schatten: das Motorola Razr 40 Ultra.
Proschofsky / STANDARD

Die ersten Motorola-Foldables waren dabei von – freundlich formuliert – eher überschaubarer Qualität. Mit dem Motorola Razr 40 Ultra versucht man nun aber eine Art Neustart, einen mit einer in jeglicher Hinsicht deutlich moderneren Hardware. Ob das gelingt und vor allem ob das Resultat mit der Konkurrenz von Samsung mithalten kann, soll der folgende Test ermitteln.

Sofort sichtbare Stärken

Der erste Eindruck ist schon einmal erfreulich – genau genommen sogar sehr erfreulich. Der grundlegende Aufbau erinnert stark an Samsungs Galaxy-Z-Flip-Reihe, es handelt sich also um jene Art von Foldable, die erst ausgeklappt die Form eines klassischen Smartphones hat. Doch wo beim Samsung-Foldable im zusammengeklappten Zustand ein sichtbarer Spalt zwischen den Bildschirmhälften bleibt, lässt sich das Razr 40 Ultra vollständig zusammenfalten. Klingt nach einer Kleinigkeit, lässt das Motorola-Gerät aber stabiler und auch mehr wie ein fertiges Produkt wirken, als es die Samsung-Konkurrenz vermag.

Möglich wird das durch eine Idee, die nicht ganz neu ist und die neben Motorola auch bereits von Oppo verwendet wurde: Es wird ein sogenanntes Teardrop-Design für das Scharnier verwendet. Dieses bietet Platz, damit sich das Display an der Biegestelle im Gehäuse breitmachen kann, es wird also leicht versenkt. Das hat zusätzlich zur Folge, dass solche Geräte zusammengeklappt dünner sind. Zwei Millimeter weniger sind es beim Motorola Razr 40 Ultra dann auch im Vergleich zum Galaxy Z Flip 4.

Ein Übergang bleibt

Ein zweiter Vorteil dieser Scharnierart: Die für solche Geräte typische Einbuchtung unter dem Display an der Biegestelle fällt deutlich dezenter aus, fühl- und sichtbar bleibt sie aber trotzdem. Wie störend das über die Zeit empfunden wird, ist dann aber wieder eine sehr subjektive Frage. Doch es gibt nicht nur Vorteile, negativ muss angemerkt werden, dass das Motorola Razr 40 Ultra im teilweise geöffneten Zustand die Position weniger stabil hält als das Samsung-Pendant.

Das vollständig zusammengefaltete Motorola Razr 40 Ultra ist von der Seite zu sehen. Interessant ist dabei vor allem, was nicht zu sehen ist. Einen Spalt zwischen den Bildschirmhälften gibt es hier nämlich nicht mehr.
Das neue Razr lässt sich im Gegensatz zu manchen Konkurrenten ohne sichtbaren Spalt zusammenfalten.
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Trotzdem muss man schon sagen: Es ist einigermaßen verblüffend, dass sich Samsung nach Jahren der Foldables-Alleinherrschaft dermaßen von der Konkurrenz vorführen lässt. Bleibt zu hoffen, dass Samsung bald nachzieht – oder sogar noch eine bessere Lösung findet.

Eckdaten

Weitere Eckdaten im Schnelldurchlauf: Geöffnet ist das Motorola Razr 40 Ultra 73,95 × 170,83 × 6,99 mm groß, zusammengeklappt sind es dann 73,95 × 88,42 × 15,1 mm. Das Gewicht liegt bei 184,5 oder aber auch bei 188,5 Gramm. Warum dieser Unterschied? Das liegt daran, dass bei einer Farbausführung – jener in einem sehr, sehr, sehr, sehr intensiven Magenta – ein Teil der Rückseite aus Kunstleder ist, während die anderen beiden (Blau und Schwarz) ein schwereres Gorilla Glass Victus verwenden.

Bis auf die Kritik an der etwas schlechteren Stabilität des Scharniers wirkt das Motorola Razr 40 Ultra damit in Summe sehr gut verarbeitet – vor allem aber auch viel stabiler als die direkten Vorgänger. Ebenfalls gut gefällt der Fingerabdrucksensor, der im Power-Button untergebracht ist. Wo viele dieser Lösungen versenkt und damit schwer zu ertasten sind, handelt es sich dabei wirklich um einen normalen Knopf, der leicht heraussteht. Auch sonst funktioniert die Fingerabdruckerkennung tadellos.

Ein kleiner Exkurs

Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um über etwas zu schimpfen, das mit Hard- und Software nichts zu tun hat. Aber es ist wirklich verblüffend, wie irgendjemand dem Namen "Motorola Razr 40 Ultra" zustimmen konnte. Die Kombination ist dermaßen sperrig, dass sie schwer zu merken (und, eine Runde Beileid für den Autor: tippen) ist, vor allem aber würde man dahinter nie das aktuell beste und stärkste Foldable eines Herstellers vermuten. Sondern einfach irgendein durchschnittliches Smartphone, das man zehn Sekunden später schon wieder vergessen kann. Noch unverständlicher wird diese Entscheidung dadurch, dass genau dasselbe Gerät in den USA unter dem Namen Motorola Razr+ firmiert.

Der Bildschirm

Aber sei es wie es sei, das Motorola Razr 40 Ultra von Lenovo weist jedenfalls einen inneren pOLED-Bildschirm in einer Größe von 6,9 Zoll auf, die Auflösung liegt bei 2.640 × 1.080 Pixel. Wie von dieser Gerätekategorie gewohnt, ist das Gerät damit im aufgeklappten Zustand sehr länglich, weist ein Seitenverhältnis von 22:9 auf.

Das Motorola Razr 40 Ultra im vollständig ausgeklappten Zustand. Auf dem Bildschirm ist der Homescreen mit einigen Apps zu erkennen.
Bei richtigem Betrachtungswinkel ist die Biegestelle in der Mitte des Displays kaum zu sehen. Angemerkt sei, dass das nicht immer so ist und dieser Übergang auch weiter fühlbar bleibt.
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Sehr gut in der Spezifikationsliste macht sich die maximale Bildwiederholfrequenz von 165 Hz, freilich muss dabei angemerkt werden, dass das im Alltag praktisch nie genutzt wird. Zumindest ist das Display in dieser Hinsicht auch sonst solide, als LTPO-Panel kann es je nach Anforderung zwischen 1 bis 120 Hz laufen.

Weniger begeistern kann die maximale Helligkeit, im Test wurden bis zu 850 Nits gemessen. Das ist für ein Foldable okay, klassische High-End-Smartphones kommen aber mittlerweile auf viel höhere Spitzenwerte, was vor allem für die Lesbarkeit im direkten Sonnenlicht relevant ist. Ansonsten ist der Bildschirm allerdings gut, die Auflösung reicht allemal, HDR10+-Support gibt es auch.

Apropos Interaktion: Nicht zu vergessen ist, dass bei faltbaren Geräten ein leicht erhobener Rahmen zur Fixierung des Displays unvermeidlich ist. Dieser fällt beim Motorola Razr 40 Ultra zwar relativ dezent aus, trotzdem steht das natürlich im Vergleich zu einem klassischen Smartphone im Weg herum. Besonders unangenehm ist der Versuch, seitliche Gesten über das Scharnier zu machen – aber das lässt sich zumindest leicht vermeiden.

Ein zweiter Bildschirm

Der wahre Star des Motorola Razr 40 Ultra befindet sich aber auf der anderen Seite. Gibt es dort doch einen (fast) quadratischen 3,6 Zoll großen Außenbildschirm (1.066 × 1.056 Pixel), der erheblich mehr Platz und somit auch Möglichkeiten bietet als das Mini-Display bei der Samsung-Konkurrenz.

Das Motorola Razr 40 Ultra ist im zusammengefalteten Zustand zu sehen, der Fokus ist auf die beiden Kameras gerichtet.
Auf der Vorderseite befindet sich ein zweiter Bildschirm, die Kameras durchbrechen diesen.
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Lenovo nutzt dies zunächst, um diverse Widgets anzubieten, die Palette reicht von einer Wetteranzeige bis zu anstehenden Kalenderterminen oder auch der Musiksteuerung. Wirklich interessant wird das Ganze aber dadurch, dass an dieser Stelle auch ganz normale Android-Apps gestartet werden können. Wer will, kann also sogar E-Mails beantworten oder ein Spiel spielen, ohne das Smartphone aufklappen zu müssen. Der Übergang ist dabei übrigens nahtlos, öffnet man beispielsweise Google Maps auf dem äußeren Bildschirm, wird dies dann nach dem Aufklappen innen ebenfalls dargestellt.

Tabletop

Besonders nützlich ist der Außenbildschirm in Kombination mit der Kamera. Kann man das Display doch als Vorschau für die Hauptkamera verwenden. Das funktioniert gerade im Tabletop-Modus sehr gut, wenn man das Smartphone halboffen hinstellt, um mit Timer ein Bild aufzunehmen. Zu beachten gilt es allerdings, dass die beiden Kameras des Smartphones natürlich den Bildschirm durchbrechen, was die Vorschau unvollständig macht.

In Summe erweist sich der im Vergleich zur Konkurrenz größere Außenbildschirm als ein sehr nettes Extra, wie oft man das dann verwendet, hängt allerdings wieder stark vom eigenen Nutzungsverhalten ab. Für die einen mag es toll sein, so schnell auf Apps zugreifen zu können, während andere mit solch miniaturisierten Versionen regulärer Apps wenig Freude haben dürften.

Ein nicht ganz neuer Chip

Die Rechenzentrale bildet ein Snapdragon 8+ Gen 1, dem 8 GB RAM zur Seite gestellt sind. Zu diesem Thema bieten sich nun zwei Perspektiven an: Einerseits ist das zweifellos ein sehr guter Chip, andererseits ist er aber eben "nur" der beste Vorjahres-SoC aus dem Hause Qualcomm. Viele aktuelle Topgeräte haben bereits den Snapdragon 8 Gen 2 verbaut, und das wird wohl auch beim in einigen Wochen kommenden Galaxy Z Flip 5 von Samsung der Fall sein.

Es sind einige Screenshots von Benchmark-Ergebnissen zu sehen.
Benchmarks liefern die zu erwartenden – und guten – Ergebnisse. Lediglich im Belastungstest gibt es einen weniger erfreulichen Wert.
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Wie dem auch sei, an der gelieferten Performance gibt es jedenfalls wenig auszusetzen. Quer durch alle Benchmarks liefert das Motorola Razr 40 Ultra konsistent sehr gute Werte. Lediglich bei der Grafikleistung wäre der neuere Qualcomm-SoC doch noch einmal ein ganzes Stück schneller. Für die breite Masse an Usern sind das aber ohnehin alles theoretische Werte, die kaum jemals ausgenutzt werden.

Hitze: Mag nicht

Einen Schwachpunkt gibt es aber dann doch: Im Belastungstest von 3DMark (Wildlife Extreme Stress Test) kommt das Motorola Foldable gerade einmal auf einen Wert von 52,8 Prozent. In der Praxis heißt das, dass die Grafikleistung bereits nach wenigen Minuten deutlich einbricht und bald danach nur mehr die Hälfte der ursprünglichen Performance geliefert wird. Fairerweise muss angemerkt werden, dass das für Foldables in dieser Bauart typisch ist und etwa das Z Flip 4 in diesem Test sogar noch eine Spur schlechter abschneidet. Das schlanke und noch dazu zweigeteilte Gehäuse lässt nun einmal nur sehr beschränkt eine effektive Kühlung zu.

Die Kamera

Üblicherweise bildet die Kamera nicht den Schwerpunkt von Foldables, und um es gleich zu verraten: Das ist hier nicht anders. Aber der Reihe nach: Wie bereits weiter oben verraten wurde, wartet das Motorola Razr 40 Ultra mit zwei Kameras auf der Rückseite auf. Da wäre zunächst einmal die Hauptkamera mit einem 12-Megapixel-Sensor, einer Blende von ƒ/1,5 sowie einer Pixelgröße von 1,4 µm und optischer Bildstabilisierung. Die Aufnahme von Videos mit 4K60 ist ebenfalls möglich.

Bevor es in die Details geht, der gewohnte Hinweis: All die folgenden Fotos gibt es auch in einem Album bei Google Fotos in Originalqualität. Dort finden sich zudem zahlreiche weitere Aufnahmen sowie welche mit dem Pixel 7 Pro zum direkten Vergleich.

Ein Foto der Rückseite des Burgtors beim Wiener Heldenplatz.
Eine relativ einfache Szene wird solide bewältigt, auch hier zeigt sich aber schon die Tendenz zu sehr hellen Stellen und Overprocessing.
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Ein Foto einer Straßenbahn mit einem großen Baum im Hintergrund.
In vielen Szenarien werden die Aufnahmen einfach zu hell, die Farben zu intensiv.
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Das Haas-Haus mit dem Stephandsdom im Hintergrund.
Eine auf den ersten Blick gute Aufnahme, in den Schatten bleiben aber wenige Details übrig.
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Kann man damit Fotos in guter Qualität machen? Sicherlich. Das gilt allerdings für jedes halbwegs aktuelle Smartphone jenseits des Niedrigpreissegments. Bei näherer Betrachtung wird es dann schon schwieriger. Die Aufnahmen des neuen Razr-Modells zeigen alle die gleichen Schwächen, die schon beim Motorola Edge 40 Pro zu beobachten waren: Sie sind fast immer zu farbintensiv und zu hell, auch wird zum Teil brutal nachgeschärft. Hat ein Motiv viele Details, verschwimmen diese wiederum gerne.

Der für ein aktuelles Top-Smartphone kleine Sensor der Razr-Hauptkamera hilft da sicher auch nicht, wobei Motorola das über eine vergleichsweise große Blende auszugleichen versucht, um mehr Licht auf den Sensor zu bekommen. Das ist aber wiederum eine zweischneidige Angelegenheit, führt dies doch dazu, dass selbst das eigentliche Motiv oftmals nicht vollständig scharf ist.

Aus einem Durchgang bei der Wiener Hofburg nach außen fotografiert.
Mit großen Helligkeitsunterschieden hat die Kamera des Motorola Razr 40 Ultra so ihre liebe Not.
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Aus einem Durchgang bei der Wiener Hofburg nach außen fotografiert.
Die gleiche Szene mit dem Pixel 7 Pro fotografiert.
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Amüsanterweise scheint Motorola seine Software bei schwachen Lichtverhältnissen deutlich besser im Griff zu haben, jedenfalls gelingen Abendaufnahmen durchaus gut – gerade wenn der Nachtmodus manuell aktiviert wird.

Da es keine eigene Telekamera gibt, beschränkt sich das Motorola Razr 40 Ultra für diese Aufgaben auf einen Digitalzoom, und bei diesem ist das Verdikt sehr einfach: nicht verwenden. Die Qualität ist tatsächlich furchtbar, das können andere Hersteller viel besser. Zumindest scheint das Lenovo selbst bewusst zu sein, also bietet man im Interface der Kamera-App gleich gar keine Knöpfe für eine 2x-Vergrößerung (oder gar darüber hinaus) an.

Eine abendlich Aufnahme des St. Ulrich-Platzes in Wien.
Aufnahmen am Abend können durchaus gut werden, zumindest wenn man die Ruhe hat auf den eher langsamen Nachtmodus zu warten.
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Ein abendliches Fotos eines Fahrrads, im Hintergrund sind Lokale zu sehen, rechts können auch die Lichter eines nahenden Autos erkannt werden.
Das positive Verdikt gilt leider nicht immer, oft wirken die Aufnahmen auch verwaschen und leblos.
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Ultraweitwinkel

Erfreulicher ist da schon die Ultraweitwinkelkamera. Mit einem 13-Megapixel-Sensor, einer Blende von ƒ/2,2 und einer Pixelgröße von 1,12 µm liefert sie durchaus solide Bilder, deren Farbgebung absurderweise eine Spur realistischer ist als die der Hauptkamera. Das Sichtfeld von 108 Grad ist hingegen nicht sehr "ultraweit", da können andere mehr.

Die Erzherzog-Karl-Reiterstatue auf dem Wiener Heldenplatz.
Die Ultraweitwinkelkamera verrichtet ganz gute Arbeit, das gebotene Sichtfeld ist aber auch nicht sonderlich weit.
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Eine orange Blume aus nächster Nähe fotografiert.
Makroaufnahmen werden ganz gut, die Tendenz zum Verschwimmen der Farbdetails ist aber unübersehbar.
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Da diese Kamera einen eigenen Autofokus hat, lässt sie sich alternativ für Makroaufnahmen verwenden. Auch dabei sind die Ergebnisse wieder durchschnittlich bis gut. Videos in 4K30 lassen sich mit dieser Kamera übrigens ebenfalls aufnehmen.

Bleibt noch die Frontkamera, für diese wird ein 32-Megapixel-Sensor (ƒ/2,4, 0,7 µm) verwendet, der mittels 2x2-Binning dann 8-Megapixel-Aufnahmen produziert. Diese sind mit dem Begriff "solide" erneut adäquat umschrieben.

Zusammengefasst: Wegen der Kamera sollte sich wirklich niemand das Motorola Razr 40 Ultra kaufen. Wenn das der Fokus ist, gibt es erheblich bessere – und billigere – Alternativen.

Es ist die schönste Katze der Welt zu sehen.
Die Katze ist von den Kameras des Motorola-Foldables wenig angetan.
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Akkulaufzeit

Ein weiterer typischer Schwachpunkt von Foldables ist die Akkulaufzeit, was einen einfach nachvollziehbaren Grund hat: In so ein enges Gehäuse passt nun einmal kein großer Akku. Mit 3.800 mAh liefert das Motorola Razr 40 Ultra zwar eine Spur mehr als der direkte Konkurrent von Samsung (Z Flip 4: 3.700 mAh), aber von "normalen" Smartphones in dieser Größe ist man damit weit entfernt. Die bieten derzeit üblicherweise einen Akku rund um die 5.000 mAh.

Angesichts dessen ist das Ergebnis im Akku-Benchmark von PCMark eine positive Überraschung. Mit 12:32 Stunden kommt ein durchaus guter Wert zusammen. In der subjektiven Nutzung des Autors waren es dann zumindest noch immer so zwischen sechs und sieben Stunden Screen On Time, die mit einer Ladung erzielt werden konnten. Traditionelle Smartphones sind in dieser Hinsicht zwar trotzdem besser, große Sorgen muss das Thema Akku aber allen außer den intensivsten Usern nicht machen.

Das Motorola Razr 40 Ultra kann mit bis zu 30 Watt schnellgeladen werden, das ist okay. Erfreulicherweise wird ein passendes Ladegerät mitgeliefert, was heutzutage schon fast zu einer Seltenheit geworden ist. Drahtloses Laden klappt ebenso, das dann aber nur gemächlich mit 5 Watt.

Vermischtes

Der lokale Speicherplatz liegt bei 256 GByte, dessen Geschwindigkeit ist gut und liegt ziemlich genau in dem Bereich, den man von aktuellen Flash-Speichern mit UFS 3.1 erwarten kann. Ein Schwachpunkt muss aber noch erwähnt werden: Der USB-Anschluss bietet nur USB 2.0 und damit relativ gemächliche Datenübertragungsgeschwindigkeiten. Das dürfte wieder auf die engen Gegebenheiten im Gehäuse zurückzuführen sein, jedenfalls ist das bei Samsungs Flip auch nicht anders.

Es ist die Rückseite des Motorola Razr 40 Ultra in zusammengeklapptem Zustand zu sehen.
Die Rückseite der "Magenta"-Farbausführung des Motorola Razr 40 Ultra ist aus Kunstleder, die anderen Varianten nutzen stattdessen Gorilla Glass Victus. Geladen werden kann das Smartphone entweder via USB-C-Anschluss oder drahtlos.
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Das Motorola-Foldable hat eine IP52-Zertifizierung, womit es leicht vor Staub und Wasser geschützt ist. Leicht heißt in dem Fall: Regentropfen sind okay, damit ins Wasser gehen ist hingegen keine gute Idee. Bemerkenswert ist dabei vor allem der Staubschutz, dieser fehlt nämlich beim Galaxy Z Flip 4.

Es gibt Stereoklang, der, wie von anderen Motorola-Geräten schon gewohnt, in Relation zu den physischen Gegebenheiten wieder durchaus gut ist. Für eine solide Tonqualität sorgen drei Mikrofone. 5G-Support darf ebenfalls nicht fehlen, wobei es sowohl einen klassischen Nano-SIM-Slot als auch eine eSIM gibt. Dazu kommen dann noch die Unterstützung für Bluetooth 5.3 sowie Wi-Fi 6E.

Gute Software

Zur Software von Motorola wurden schon beim Test des Edge 40 Pro viele Worte verloren, die hier eins zu eins ebenso gelten. Lenovo liefert eine erfreulich schlanke Variante von Android 13. Auf unnötige Gimmicks wird verzichtet, stattdessen gibt es einige nette Erweiterungen zur Google-Vorlage. Ein echter Pluspunkt also.

Ein Verdikt, das für die Update-Versorgung so nicht uneingeschränkt gelten kann. Zwar verspricht Lenovo für das Motorola Razr 40 Ultra drei große Versionssprünge sowie vier Jahre an Sicherheitsaktualisierungen, was zumindest ein solider Wert ist – auch wenn andere Hersteller noch eine Spur besser sind. Leider gibt es bei den Motorola-Geräten aber Sicherheitsaktualisierungen nur alle zwei Monate – und auch diese verspäten sich gerne einmal.

Es sind mehrere Bildschirmfotos der Motorola-Software zu sehen: Homescreen, einige Motorola-Extras zur Individualisierung, Optionen für das Außendisplay sowie die Systemeinstellungen.
Lenovo bietet bei den Motorola-Geräten eine erfreulich schlanke Android-Variante mit einigen Extras. Dazu gehören natürlich Einstellungen zur Individualisierung des Außendisplays.
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Durchatmen für den Preis

Gilt es noch, das letzte große Geheimnis des Geräts zu lüften – den Preis. Dabei gilt es, wie für Foldables leider typisch, zunächst einmal tief durchzuatmen. Stolze 1.199 Euro will Lenovo für das Gerät. Das sind sogar noch einmal 100 Euro mehr, als die günstigste Ausführung des Galaxy Z Flip 4 zum Marktstart gekostet hat.

Fazit

Das Motorola Razr 40 Ultra ist eine positive Überraschung. Klar: Es gibt unübersehbare Schwachpunkte, die Kamera wäre so einer, über das Preis-Leistungs-Verhältnis wollen wir in Relation zu Nicht-Foldables ohnehin lieber nicht reden. Und doch ist Lenovo das Kunststück gelungen, nicht nur all die groben Defizite der direkten Vorgänger vergessen zu machen, sondern vor allem einen ernsthaften Konkurrenten zu Samsungs Galaxy Z Flip zu produzieren.

Nun ist schon klar: Samsung wird sicher bald auf die Herausforderung reagieren, das Z Flip 5 könnte in zentralen Bereichen der Hardware dann wieder die Nase vorn haben. Dass man die beiden aber überhaupt in einem Atemzug nennt und durchaus ernsthaft überlegen kann, im direkten Vergleich zum Motorola Razr 40 Ultra zu greifen: Das allein ist schon eine ziemlich beeindruckende Leistung. (Andreas Proschofsky, 18.6.2023)