KLassenzimmer mit Lehrer und Schultafel
Das heimische Bildungssystem wird von Lehrkräften, Eltern und Schülern nur mit "Befriedigend" benotet.
APA/dpa/Philipp von Ditfurth

Zu wenig Personal, kein adäquater Arbeitsplatz für Pädagoginnen und Pädagogen, hoher Leistungsdruck und steigende psychische Belastungen: Der zweite Bildungsklima-Index der Mega Bildungsstiftung zeigt einmal mehr dringende Handlungsfelder im Bildungsbereich auf. "Im Vergleich zur ersten Erhebung 2021 hat sich bei der Einschätzung zum Bildungssystem kaum etwas verbessert", sagt Andreas Ambros-Lechner, Generalsekretär der Mega Bildungsstiftung. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern geben dem heimischen Bildungssystem weiter nur ein "Befriedigend". Wobei Eltern und Schüler tendenziell zu etwas schlechteren Bewertungen als bei der ersten Erhebung 2021 griffen, Lehrer zu etwas besseren.

An der Befragung nahmen 954 Schüler zwischen zwölf und 19 Jahren aus allen Schultypen, 1.151 Eltern von Kindern zwischen drei und 19 Jahren sowie 926 Pädagoginnen und Pädagogen aus (vor allem) Schulen und Kindergärten teil. Erhoben wurden über 60 Einzelfaktoren zu organisatorischen Rahmenbedingungen und Infrastruktur, Kompetenzvermittlung und Qualität des Unterrichts, Schüler-Lehrer-Eltern-Beziehung, Zufriedenheit mit dem Bildungssystem insgesamt, Wertschätzung von pädagogischen Berufen in der Gesellschaft, Innovationen sowie Arbeitsbedingungen von Pädagoginnen und Pädagogen.

Hohe Unzufriedenheit

Am unzufriedensten sind sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte mit der allgemeinen Ausstattung der Schulen sowie der IT-Infrastruktur. Mehr als ein Viertel der befragten Lehrerinnen und Lehrer (26 Prozent) bewertete die IT-Ausstattung nach dem Schulnotensystem nur mit "Genügend" oder gar "Nicht genügend".

In Sachen Unterrichtsqualität wurde die Vermittlung von Allgemeinbildung und Fremdsprachen von den Teilnehmenden gut bewertet, schlechtere Noten gab es für Wirtschaftsbildung, Life-Skills bzw. die Vorbereitung auf die Arbeitswelt, ergänzt Ambros-Lechner bei einer Pressekonferenz in Wien.

Am unzufriedensten sind Schülerinnen und Schüler mit den allgemeinen Rahmenbedingungen für den Umgang mit Konflikten in der Schule (bei nur 18 Prozent "Sehr gut") und mit ihrer Betreuung außerhalb der Unterrichtszeiten. 17 Prozent vergaben hier ein "Genügend" oder „Nicht genügend“.

Mentale Gesundheit

Erstmals wurden auch die psychischen und sozialen Belastungen abgefragt. Aus Sicht der Lehrer und der Schüler seien diese enorm, Eltern würden die Belastung ihrer Kinder unterschätzen. Zwölf Prozent aller Schülerinnen und Schüler gaben an, dass sie sehr stark (Bewertung 9 oder 10 auf einer zehnteiligen Skala) im Zusammenhang mit der Schule psychisch oder sozial belastet sind. Und 32 Prozent aller Lehrkräfte geben an, dass die psychische oder soziale Situation ihrer Schülerinnen und Schüler "sehr stark" auch sie und ihre Arbeit beeinflusst. Eltern nehmen laut dieser Erhebung die psychischen Belastungen ihrer Kinder im Schulumfeld nur etwa halb so stark wahr, wie sie von den Schülerinnen und Schülern selbst beschrieben werden.

Für Ambros-Lechner sind diese Zahlen alarmierend. "Das Thema 'Mental Health' muss im Schulumfeld deutlich mehr Beachtung bekommen. Sowohl die öffentliche Hand als auch die Eltern müsse sich diesem Problemfeld rasch annehmen", fordert er.

Die Gesamtbeurteilung des österreichischen Bildungssystems stagniert bei einem "Befriedigend" bzw. hat sich leicht verschlechtert: Von allen 3.031 Befragten vergaben bei der Beurteilung des Gesamtsystems lediglich acht Prozent ein "Sehr gut", 23 Prozent ein "Gut", 38 Prozent ein "Befriedigend" und 30 Prozent ein "Genügend" oder "Nicht genügend". Damit ergibt sich ein nur mittelmäßiger Notendurchschnitt von 3,1 (2021: 2,8). Das deklarierte Ziel sei die Note "Sehr gut" zu erreichen. "Dafür müssen mehr als die Hälfte auch einen Einser auf die 60 abgefragten Faktoren geben", ergänzt Ambros-Lechner. (red, 20.6.2023)