Hunter Biden
Hunter Biden bringt seinen Vater Joe politisch in Schwierigkeiten.
ADP/Andrew Caballero-Reynolds

Hunter Biden ist das schwarze Schaf, das in fast jeder Familie irgendwo zu finden ist. Nicht jede Familie freilich wird medial derart ausgeleuchtet wie die eines US-Präsidenten. Die gegnerischen US-Republikaner stürzen sich mit Freuden auf Hunters Biografie. Zu finden gibt es dort viel, nicht nur ein Waffendelikt und die Steuervergehen, in denen er jetzt – abgesegnet von einem Trump-nahen Richter – Deals mit der Staatsanwaltschaft schloss: Hunter konsumierte jahrelang Drogen, war alkoholabhängig.

Durch sein aktuelles Schuldbekenntnis entgeht Bidens Sohn nun sowohl Prozess als auch Haftstrafe. Seine juristischen Probleme mögen damit gelöst sein, die politischen für Papa Joe beginnen aber erst. Dass Hunter ausgerechnet kurz nach der Anklage gegen Ex-Präsident Donald Trump ohne Haftstrafe davonkommt, befeuert die republikanische These von der Zweiklassenjustiz und lässt Verschwörungstheorien über geheime Milliardengeschäfte von Vater und Sohn aufkochen. Das "korrupte Biden-Justizministerium" würde Hunter "hunderte Jahre" Haft ersparen, wütete der Dealmaker Trump.

Man mag zur US-Eigenart, Beschuldigten einen Deal wie diesen zu ermöglichen, stehen, wie man will. Die Republikaner werden jedenfalls insgeheim begeistert sein: Lässt er sich doch so wunderbar im Wahlkampf gegen Joe Biden einsetzen. Auch Trumps eigene Rechtsprobleme lassen sich dadurch formidabel relativieren – dem schwarzen Schaf sei Dank! (Manuela Honsig-Erlenburg, 21.6.2023)