Österreich ist im weltweiten Ranking der Gleichstellung von Frauen und Männern aktuell um 26 Plätze auf Rang 47 abgestürzt. Hauptgrund für diese Schmach ist die laut World Economic Forum (WEF) gesunkene Repräsentanz von Frauen in der Politik. Wer erwartet hatte, dass Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) jetzt medienwirksam aufsteht und uns allen ihr Maßnahmenpaket für den Weg zur Hälfte der Macht vorsetzt – etwa ein Recht auf qualitätsvolle Kinderbetreuung oder verpflichtende Väterkarenz oder Quoten in operativen Führungsbereichen –, wird erneut enttäuscht.

Rückt nicht mit groben Forderungen an: Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP).
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Sie zweifelt stattdessen die Daten des WEF an. Sie hat recht, die Daten zu prüfen. Hinterfragen ist gut und sachlich richtig. Aber sie meint, dass solche Rankings nicht die "Lebensrealität von Frauen" abbilden würden. Eh alles paletti? Vom immer noch seltenen Exemplar der Vorständin in der Führung heimischer börsennotierter Unternehmen – nur sieben Prozent Frauenanteil im ATX – bis zur erzwungenen Teilzeitbeschäftigung mit höchster Chance auf Altersarmut sind die Defizite offensichtlich.

Berechtigte Vorwürfe also an die Politik, aber Unternehmen machen alles richtig? Offenbar nicht. Sonst würden nicht mittlerweile Frauen in Vielzahl in qualifizierten Positionen starten, aber auf dem weiteren Karriereweg dann verschwinden. Firmen könnten die Politik links und rechts überholen, wenn sie nur wollten, sie müssen nicht auf die Frauenministerin oder andere Politiker warten. Aber auch da zeigt sich: Es geht oft mehr um kurzfristigen Führungs- und um Machtanspruch als um Zukunftssicherung. (Karin Bauer, 22.6.2023)