Im Pride-Monat Juni fanden neben der 27. Regenbogenparade auch zahlreiche weitere Veranstaltungen und Vorträge zum Thema Pride statt. Angesichts kritischer Stimmen und Gegendemonstrationen ist aber auch klar: Die Akzeptanz queerer Menschen ist in Österreich nach wie vor nicht selbstverständlich. Wie stehen Studierende zur LGBTIQ-Community? Und wie wichtig sind queere Themen an Österreichs Hochschulen? Dazu hat die Studierenden-App Studo eine Onlineumfrage mit über 3.300 Teilnehmenden durchgeführt. Das Ergebnis: ein überwiegend positives Bild.

Die Mehrheit der Studierenden (60 Prozent), die an der Studo-Umfrage teilgenommen haben, sind offene Unterstützerinnen und Unterstützer der queeren Community. Knapp ein Viertel davon sieht sich auch selbst als Teil der Community, die weiteren als sogenannte Allies, zu deutsch Verbündete. Die meisten Studierenden (58 Prozent) hatten ihre ersten Berührungspunkte mit der LGBTIQ-Community online oder durch Medien – aber auch durch queere Personen im Freundeskreis (35 Prozent) oder in der Schulzeit (28 Prozent).

Besonders Frauen (76 Prozent) und Personen, die als Geschlecht "divers" angegeben haben (85 Prozent), unterstützen demnach die LGBTIQ-Community. Dies zeigen die Studierenden hauptsächlich, indem sie sich über queere Themen informieren oder in ihrem persönlichen Umfeld darüber aufklären und Vorurteilen oder Kritik entgegentreten. "Studierende wollen Toleranz und Respekt voreinander", berichtet Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly aus der Umfrage, "einzelne beteiligen sich auch an Forschung zu Queer Studies an ihrer Hochschule oder indem sie in queeren Organisationen mitarbeiten."

Vertreter*innen der Vernetzungsinitiative queer@hochschulen
Auch bei der diesjährigen Regenbogenparade waren wieder Studierende der Vernetzungsinitiative Queer@Hochschulen vertreten.
Christian Fischer

Vorurteile und Diskriminierung

Dass Universitäten und Fachhochschulen die Bewusstseinsbildung rund um queere Themen fördern sollten, sehen besonders Frauen und Personen, die als Geschlecht "divers" angegeben haben, als wichtig an. Der Großteil der Männer (58 Prozent) stuft das Thema als eher unwichtig ein. Ein ähnlicher Gap zeigt sich auch bei der Frage nach Vorurteilen oder Diskriminierung queerer Studierender an den österreichischen Hochschulen: Drei Viertel der Studierenden sagen, es gebe keine oder eher keine Vorurteile und Diskriminierung gegenüber queeren Menschen. Personen, die sich als Teil der LGBTIQ-Community identifizieren, sehen das anders: Rund die Hälfte hat das Gefühl, dass es Vorurteile oder Diskriminierung gegenüber queeren Studierenden gibt.

Auf die Frage, ob die Teilnehmenden schon einmal einen queerfeindlichen Angriff miterlebt haben, antwortete der Großteil mit Nein (63 Prozent). Personen, die sich als Teil der Community identifizieren, berichten jedoch durchaus von Übergriffen: Zwei Drittel haben im Alltag bereits einen queerfeindlichen Angriff erlebt, waren Zeugen von solchen oder berichten von Bekannten, die betroffen waren. Nach einem Übergriff haben die meisten Personen nichts getan oder nur im Freundeskreis oder in der Familie darüber gesprochen. Viele würden aber einschreiten wollen und die Betroffenen verteidigen oder in Sicherheit bringen sowie die Polizei informieren.

Die heimische Polizei unterscheidet erst seit Ende 2020 bei Strafanzeigen die Vorurteilsmotive nach Opfergruppen. 2021 wurden im sogenannten Hate-Crime-Bericht 376 Angriffe aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung gezählt. Opferschutzorganisationen gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, da viele eine Anzeige unterlassen würden. Zahlen zum Jahr 2022 fehlen derzeit noch, aus dem Innenministerium heißt es, dass im Juli ein umfassender Bericht inklusive Zahlen zu Hassverbrechen geplant sei. Dieser soll auch Entwicklungen hinsichtlich Gewalt gegen LGBTIQ-Personen bewerten. (dang, 26.5.2023)