Berlin/Hamburg – Steigende Treibhausgasemissionen und starke Luftverschmutzung sind weiterhin die größten Probleme der Kreuzfahrtbranche. Das zeigt das diesjährige Kreuzfahrtranking, das der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland am 28. Juni in Hamburg vorgestellt hat. Es gibt aber erste Ankündigungen, die einen klimafreundlichen Betrieb versprechen, heißt es in der entsprechenden Presseaussendung.

Mit neun von 14 möglichen Punkten im Ranking sind jedoch selbst die Spitzenreiter Hurtigruten und Havila aus Norwegen noch deutlich von einer Kreuzfahrt mit gutem Gewissen entfernt. Positiv zu erwähnen sei, dass sich kein Unternehmen mehr herausnimmt, keine Maßnahmen zur Emissionsminderung zu ergreifen – das Mittelfeld des Rankings rückt zusammen, stellt die deutsche Umweltorganisation fest. Zwischen den Firmen, aber auch innerhalb der Flotten der Unternehmen gebe es aber weiterhin große Unterschiede.

Der Nabu fordert weitere Investitionen der Kreuzfahrtbranche in umweltfreundliche Lösungen.
Der Nabu fordert weitere Investitionen der Kreuzfahrtbranche in umweltfreundliche Lösungen.
Nabu/Eilert Voss Wattenrat

Insbesondere viele Bestandsschiffe würden kaum sauberer. "Dies gilt leider auch für die deutschen Marken wie Aida und Tui. Verbesserungen werden fast nur auf neuen Schiffen umgesetzt", teilt man mit. Die dortigen Innovationen sichern Aida aber den Spitzenplatz unter den Reedereien mit großen Schiffen. Leif Miller, Nabu-Bundesgeschäftsführer, sagt dazu: "Es wirkt aus der Zeit gefallen, dass die Mehrzahl der großen Schiffe weiterhin mit dem besonders giftigen, aber billigen Schweröl unterwegs ist. Die Branche muss endlich den Ausstieg vollziehen. Das fordern auch über 20.000 Menschen, die unseren Aufruf zum Verzicht auf Schweröl unterzeichnet haben. Aus Profitgründen Mensch und Natur weiter den Gefahren durch diesen giftigen Treibstoff auszusetzen passt nicht zum sauberen Image, das die Firmen für sich beanspruchen."

Ambitionierte Regulierung

Anbieter kleinerer Kreuzfahrtschiffe würden dagegen zu Vorreitern bei Klima- und Umweltschutz: Neben technischen Lösungen sei hier insbesondere eine ambitionierte und gleichzeitig klare politische Regulierung in Norwegen verantwortlich. Dort wurde durch strenge Vorgaben ein Innovationsschub ausgelöst, dessen Resultat schon bald klimaneutrale Kreuzfahrten sein könnten.

Landstrom, Batterien und E-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff werden auch anderorts die Grundlage dafür bilden, hält man bei der Nabu fest. Die kürzlich im Zuge des Green Deals der EU verabschiedeten Vorgaben würden hierfür einen guten Rahmen für die gesamte Schifffahrt setzen. Für Kreuzfahrtschiffe biete insbesondere grünes Methanol eine Möglichkeit zum klimaneutralen Betrieb. Tui Cruises und Norwegian Cruise Lines haben Schiffe bestellt, die auf diese Möglichkeit setzen. Sönke Diesener, Nabu-Schifffahrtsexperte: "Es ist sehr zu begrüßen, dass die Ersten endlich einen Weg Richtung Klimaneutralität gefunden haben. Nun muss das Tempo anziehen und viele Nachahmer finden. Um ihren Anteil zum Erreichen der Pariser Klimazielen zu leisten, muss die Branche aber schon kurzfristig die Emissionen drastisch senken. Tatsächlich steigen diese aber weiter an. Besonders besorgniserregend ist der starke Anstieg der Methanemissionen durch die LNG-Nutzung. Diese sind über achtzigmal klimaschädlicher als CO2. Wer hier von einer Brückentechnologie spricht, der verschließt die Augen vor den vielfältigen Problemen von LNG, vor naturschädlichem Fracking und dem Klimakiller Methan."

Ersatzkraftstoffe oft nicht zielführend

Sowohl die Investitionen der Reedereien als auch die politischen Vorgaben sollten klar auf Kurs Klimaneutralität ausgerichtet werden, fordert man. Dabei dürfe aber nicht auf klimaschädliche Ersatzkraftstoffe gesetzt werden. Neben LNG seien auch Biokraftstoffe nicht zielführend. Sie dürfen höchstens in lokalen Ausnahmefällen eine Nischenlösung bleiben, heißt es vonseiten der Nabu. Zudem müsse sichergestellt sein, dass es sich ausschließlich um Abfallprodukte handelt und kein Palmöl oder andere Produkte von Feldern in den Tanks der Schiffe landen.

Zumindest in einigen Häfen, in denen die Schiffe immerhin 40 Prozent der Zeit liegen, stünde mit den Landstromanschlüssen endlich eine klima- und umweltfreundliche Energieversorgung bereit, zeigt man sich bei der Umweltorganisation zuversichtlich: Die beschlossenen Vorgaben der EU zur Nutzung von Landstrom seien höchst begrüßenswert. Die Kreuzfahrtbranche und deutsche Häfen würden hier eine positive Vorreiterrolle einnehmen. Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg, hält fest: "Nun kommt es darauf an, diese Angebote auch zu nutzen, um Anwohnerinnen und Anwohner vor der Luftverschmutzung zu schützen und die Treibhausgasemissionen zu senken. Wir begrüßen die neuen Anlagen in Hamburg, Rostock und Kiel. Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr für die, die ihre Maschinen im Hafen weiterlaufen lassen. Diesen Schiffen muss die Einfahrt verwehrt werden." (red, 28.6.2023)