Nestroyspiele Schwechat
Im Ehebahnhof der Missverständnisse bei den 51. Nestroy Spielen Schwechat.
Barbara Palffy

Mit dem Klimaticket wären den Liebessuchenden in Eisenbahnheiraten ihre Irrungen und Wirrungen wenigstens billiger gekommen. Doch das gab es zu Johann Nestroys Zeiten noch nicht, auch keinen Klimawandel, und die Eisenbahn war ganz neu. Sie ermöglichte den Zeitgenossinnen und -genossen zwar Ortswechsel in für unmöglich gehaltener Geschwindigkeit – aber Bahnfahren war eben auch verwirrend und nicht immer so einfach zu begreifen. Und das ohne Zutun der Deutschen Bahn!

Die Faszination wie die kognitiven Herausforderungen des technischen Fortschrittes machte sich Nestroy in der selten gespielten Posse mit Gesang von 1843 zunutze, die die 51. Nestroy Spiele Schwechat heuer in der Inszenierung von Christian Graf auf die Sommertheaterbühne bringen. Statt in den Ehehafen wollen unter anderem die Vettern Ignaz (Mario Santi) und Peter Stimmstock (Rafael Schuchter), Edmund (San Trohar) und Patzmann (Markus Weitschacher) sowie Babette (Sophie Hörlezeder), Nanny (Michelle Haydn) oder Theres (Maria Sedlaczek) in den Ehebahnhof einfahren, was sich aufgrund zahlreicher Missverständnisse und Verwechslungen (ganz zu schweigen von diesen unberechenbaren Gefühlen!) schwierig gestaltet. Erst recht, wenn man sich aus Versehen nicht auf dem Weg in den Norden, nämlich nach Brünn, sondern im Zug Richtung Süden, nach Wiener Neustadt, befindet.

In Grafs Inszenierung im Schlosshof Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf dürfen Nestroy-typische Aktualisierungen natürlich nicht fehlen, mit "Chris Lohner, Ikone der Bahn", schleichen sich da ganz gegenwärtige Figuren ein. Auch auf aktualisierte Couplets darf man sich sicher freuen; für die Musik zeichnet Otmar Binder verantwortlich. (Andrea Heinz, 29.6.2023)