Fast ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher – 32 Prozent – sagt in einer Ifes-Umfrage im Auftrag des ORF, es würde den ORF nicht vermissen. Aus der repräsentativen Umfrage des Ifes-Instituts mit jeweils rund 1.000 Befragten zitierte am Donnerstag ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) am Rande der Plenarsitzung. Aus Lederers Sicht droht 2024 mit einer neuen Regierung eine "totale Umkrempelung" des ORF-Gesetzes mit ORF-Beitrag für alle, das kommende Woche vom Nationalrat beschlossen wird.

Nur noch 48 Prozent der Befragten hätten den ORF 2022 in dieser Umfrage als unverzichtbar beurteilt, erklärte Lederer warnend mit Blick auf den ab 2024 fälligen ORF-Beitrag von allen, unabhängig vom Empfang. Die Unverzichtbarkeit des ORF werde schon seit 2002 abgefragt, erklärte der Stiftungsrat vor Journalisten. Ifes fragt seit damals jährlich, ob die Menschen den ORF vermissen würden, wenn er aufgelöst würde.

Der ORF sucht mit dem ORF-Beitrag mehr Akzeptanz beim Publikum.
APA Eva Manhart

Die 48 Prozent fassen jene zusammen, die den ORF sehr oder eher vermissen würden, die 32 Prozent jene Befragten, die den ORF eher nicht oder gar nicht vermissen würden. Dieser Wert lag vor 20 Jahren noch bei rund elf Prozent. Damals erklärten rund 70 Prozent der Befragten, dass sie den ORF sehr oder eher vermissen würden. 

Medien insgesamt sind mit rückläufigen Vertrauenswerten konfrontiert, wie zuletzt der "Digital News Report" international wie für Österreich zeigte

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann gab für den Umstieg auf die Finanzierung durch den ORF-Beitrag das Motto eines "ORF für alle" aus, der sich um mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung bemühen müsse. Weißmann zitiert dazu regelmäßig eine Integral-Umfrage aus dem März bei 1.000 repräsentativ ausgewählten Befragten ab 16 Jahren. Demnach finden 75 Prozent der Befragten den ORF wichtig, 25 Prozent fänden ihn nicht wichtig. 

Lederer erinnerte in dem Zusammenhang, dass unter den zitierten 75 Prozent 37 den ORF "eher" wichtig fanden. Der ORF dürfe mit dem Blick auf das ablehnende Viertel diese Gruppe nicht vergessen, mahnte Lederer.

Der von der SPÖ entsandte Stiftungsrat appellierte – wie seine Partei – an den Gesetzgeber, eine soziale Staffelung des ORF-Beitrags vorzusehen. Er kritisierte Ausnahmen für Zweitwohnsitze, von denen Villenbesitzer etwa in Kitzbühel profitierten.

Lederer warnte, dass eine neue Regierung das kommende Woche zur Beschlussfassung anstehende ORF-Gesetz total umkrempeln könnte. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat bereits angekündigt, als Regierungspartei würde die FPÖ ihren türkis-blauen Plan für Budgetfinanzierung bei drastischer Kürzung der Mittel für den ORF reaktivieren und den ORF-Beitrag abschaffen. (fid, 29.6.2023)