Gewohntes Bild: Max Verstappen vorne weg.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Spielberg - Der mexikanische Aufstand in Spielberg hat am Samstag ganze drei Kurven durchgehalten. Dann rücküberholte Pole-Position-Mann Max Verstappen seinen mexikanischen Teamkollegen Sergio Perez und fuhr danach zu einem souveränen Sieg im Sprintrennen. In 24 Runden holte er 21,048 Sekunden Vorsprung raus. Dritter wurde Carlos Sainz (+23,088) im Ferrari. Die immer mehr auftrocknende Strecke sorgte für einen späten Reifenpoker und einen spannenden Kampf um die acht Punkteplätze.

In der Früh hatte es in der Obersteiermark geschüttet. Der Regen ließ zwar nach, aber bei Rennstart um 16:30 Uhr waren noch mehr Regenschirme als Autos auf der Start-Zielgeraden zu sehen. Die deutliche Mehrheit setzte auf Intermediates, also die Gummis für feuchte Bedingungen, eine Vorstufe zu den Regenreifen. Nur einer scherte aus: Valtteri Bottas im Alfa Romeo. Der Finne hatte sich verpokert, nach einer rutschigen Formation Lap fuhr er zum Reifenwechsel in die Box.

Perez vs. Verstappen

Dann der Start. Und es hatte den Anschein, als wäre Perez mit einem Messer zwischen den Zähnen losgefahren. Das wäre auch nicht verwunderlich. Nach fehlerhaften Wochen stand der 33-Jährige unter Dauerkritik, nach einem verpatzten Qualifying wird er beim Großen Preis am Sonntag (15 Uhr, live auf ORF eins, Sky) nur von Platz 15 ins Rennen starten. Vielleicht mit dieser Wut im Bauch legte er einen äußerst aggressiven Sprint-Start hin, zog innen eiskalt an Verstappen vorbei und führte das Feld nach der ersten Kurve an.

Es folgte ein packendes Duell der beiden Red-Bull-Piloten. Verstappen konterte, Perez hielt dagegen. "Was erlaubt sich Max", rekapitulierte der Mexikaner, der den Weltmeister seinerseits ins Gras abdrängte. So ärgerte sich auch dieser: "Was soll das?"

Das fragte sich auch RB-Motorsportberater Helmut Marko. Für ihn waren die Aktionen "nicht notwendig". Er werde mit Perez reden, vielleicht habe er seinen Teamkollegen nicht gesehen.

In Kurve drei übernahm Verstappen doch die Führung, und plötzlich war auch Nico Hülkenberg im Haas an Perez vorbei. Letzterer hatte Mühe, dies wieder zu korrigieren. Das gelang ihm erst pünktlich zur Rennhälfte.

Reifenpoker

Und in dieser Phase begann sich der Reifenpoker abzuzeichnen. Denn die Strecke wurde laufend trockener. Verstappen legte schnellste um schnellste Runde hin. Die Frage, die sich mehrere Piloten via Boxenfunk stellten, war: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um auf Trockenreifen zu wechseln? Bei richtigem Timing winkt eine Aufholjagd. Bei schlechtem Timing: Siehe Bottas.

Mercedes-Pilot George Russell traute sich in Runde 16 als Erster. Und als er drei Runden später Verstappens bisherige schnellste Rennrunde deutlich unterbot, zogen mehrere Fahrer im hinteren Feld nach. Vorne holte sich nur Hülkenberg als Fünfter Slicks ab.

Für größere Umwälzungen blieben aber letztlich zu wenige Runden übrig. Hülkenberg wurde letztlich Sechster (+31,297), Russell (+36,611) schnappte sich als Belohnung für seinen Mut als Achter den letzten Punkt. Dahinter landete Lando Norris (+38,608). Der McLaren-Mann war als Dritter in den Sprint gegangen, wurde aber nach schwacher Startphase durchgereicht. Lewis Hamilton (+46,375) reihte sich in die andere Richtung durch. Der Quali-18. pflügte auf Rang zehn nach vorne. Charles Leclerc (+50,789) wurde Zehnter.

Neue Chance am Sonntag

Beim Großen Preis von Österreich am Sonntag wird Leclerc von Platz zwei startend mit seinem Ferrari-Teamkollegen Sainz dahinter versuchen, Polesetter Verstappen zu jagen. "Heute waren die Red Bulls ein bisschen zu schnell", sagte Sainz nach dem Sprint.

Verstappen baute seine WM-Führung auf Perez auf 70 Punkte aus. Das lässt auch den Zweikampf vergessen: "Nach dem Rennen haben wir darüber gesprochen. Alles ist in Ordnung", sagte der Niederländer. (Andreas Gstaltmeyr aus Spielberg, 1.7.2023)

Ergebnisse des Sprints zum Großen Preis von Österreich in Spielberg am Samstag:

1. Max Verstappen (NED) Red Bull Racing 30:26,730 Min. 
2. Sergio Perez (MEX) Red Bull Racing +21,048 Sek.
3. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +23,088
4. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +29,703
5. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin +30,109
6. Nico Hülkenberg (GER) Haas +31,297
7. Esteban Ocon (FRA) Alpine +36,602
8. George Russell (GBR) Mercedes +36,611
9. Lando Norris (GBR) McLaren +38,608
10. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +46,375
11. Oscar Piastri (AUS) +49,807
12. Charles Leclerc (MON) Ferrari +50,789
13. Alexander Albon (THA) Williams +52,848
14. Kevin Magnussen (DEN) Haas +56,593 
15. Pierre Gasly (FRA) Alpine +57,652
16. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1:04,822 Min.
17. Nyck de Vries (NED) AlphaTauri +1:05,617
18. Logan Sargeant (USA) Williams 1:06,059 
19. Zhou Guanyu (CHN) Alfa Romeo +1:10,825
20. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo +1:16,435

WM-Stand (nach acht Rennen + zwei Sprints):

1. Verstappen 203 Punkte
2. Perez 133
3. Alonso 121
4. Hamilton 102
5. Sainz 74
6. Russell 66
7. Leclerc 54 
8. Stroll 42
9. Ocon 31
10. Gasly 15

weiter: 11. Norris 12 - 12. Hülkenberg 9 - 13. Albon 7 - 14. Piastri 5 - 15. Bottas 5 - 16. Zhou 4 - 17. Tsunoda 2 - 18. Magnussen 2 - 19. De Vries 0 - 20. Sargeant 0

WM-Stand Konstrukteure:

1. Red Bull Racing 336 Punkte - 2. Mercedes 168 - 3. Aston Martin 163 - 4. Ferrari 128 - 5. Alpine 46 - 6. McLaren 17 - 7. Haas 11 - 8. Alfa Romeo 9 - 9. Williams 7 - 10. AlphaTauri 2

Grand Prix von Österreich am Sonntag (15.00 Uhr/live ORF 1 und Sky)