Erstmals AfD-Politiker zum Bürgermeister gewählt": Die Schlagzeilen der deutschen Medien waren am Montag voll von alarmistischen Meldungen. Nach dem AfD-Landrat in Thüringen jetzt auch noch ein Bürgermeister in Sachsen-Anhalt. Von vielen werden diese Erfolge der teilweise unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehenden Partei als Dammbruch gesehen. Kommt erst mal einer, dann folgen sicher bald viele, so die These.

Ihre Partei ist im Aufwind: Alice Weidel von der AfD.
IMAGO/Bernd Elmenthaler

Dafür, dass die Menschen Kandidaten rechtsextremer Parteien wählen, gibt es zahlreiche Erklärungsversuche, die alle mehr oder weniger plausibel klingen. In Zeiten von Multikrisen fühlen sich viele abgehängt, unverstanden, leiden unter Zukunftsängsten und haben das Gefühl, den regierenden Parteien sei das egal. Die Stärke der einen ist also auch immer die Schwäche der anderen. Das ist ernst zu nehmen.

Trotzdem drängt sich in den beiden aktuellen Fällen der Eindruck auf, dass die AfD-Politiker in Thüringen und Sachsen-Anhalt gar nicht die Nase vorne gehabt hätten, wenn nicht das ganze Land wie die Maus vor der Schlange gebannt auf die jeweiligen Wahlkämpfe gestarrt hätte. Wird es der AfDler, oder wird er es nicht? So viel Aufmerksamkeit bekommt kaum ein Anwärter auf ein kommunales Amt, dessen Hauptanliegen die bessere Ausstattung der Feuerwehr ist. Der AfD kann nichts Besseres passieren als die Angst der Etablierten. Nur die macht sie für manche tatsächlich zur Alternative. (Manuela Honsig-Erlenburg, 3.7.2023)