Wieder ein paar tote Palästinenser. Ein weiterer verwundeter israelischer Soldat. Viele Angehörige in Trauer, in Angst, und viele neue Bilder des Grauens, die man ein Leben lang nicht wird vergessen können. Und nächste Woche, vielleicht aber auch morgen schon – der nächste tote israelische Zivilist. Das ist der Alltag in Israel und in den Palästinensergebieten. Im Westen interessiert es viele nur noch am Rande, zumal ja jetzt auch Europa seinen Krieg hat. Man hat sich längst daran gewöhnt: So ist das eben im Nahen Osten. Dort ist sie zugange, die "Spirale der Gewalt", heißt es dann – als wäre das ein Naturgesetz.

Das israelische Militär hat die Stadt Jenin im Westjordanland angegriffen.
EPA/Alaa Badarneh

Europa macht es sich zu leicht. Man lässt Gelder fließen, aus Solidarität mit Israel einerseits, für die humanitäre Hilfe an die Palästinenser andererseits. Wenn Israel Völkerrecht bricht und eine mit EU-Geldern errichtete Schule im Westjordanland niederreißt, baut man sie mit EU-Geldern eben wieder auf. Zugleich sieht man zu, wie Israels rechts-religiöse Regierung einen Teil des Westjordanlands faktisch bereits annektiert hat und damit die Palästinenserbehörde zur reinen Randfigur degradiert.

Den Friedensfeinden auf beiden Seiten kommt das nur gelegen. Jene, die sich immer noch für einen Dialog einsetzen, lässt man damit aber im Stich. Indem man dem alltäglichen Rechtsbruch weiter schweigend zusieht, treibt man die Region immer tiefer hinein – in die Spirale der Hoffnungslosigkeit. (Maria Sterkl, 3.7.2023)