Das riesige Waffenarsenal der Bandidos in Österreich.
Unter anderem 35 Langwaffen, 25 Maschinenpistolen, 100 Pistolen und mehr als 10.000 Schuss Munition konnten die Ermittler sicherstellen.
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Das gigantische Waffenarsenal, das Ermittler vor einer Woche bei Rechtsradikalen sichergestellt hatten, beschäftigte am Montagnachmittag den Landessicherheitsrat in Oberösterreich. Die dutzenden Pistolen samt Munition und Granatwerfern werden einem örtlichen Ableger des internationalen Motorrad- und Rockerklubs Bandidos zugerechnet.

Video: Bei 13 Hausdurchsuchungen in Ober- und Niederösterreich haben Sicherheitsbehörden über 70 Langwaffen sichergestellt.
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Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) forderte nach der Sitzung mehr Kompetenzen für die Polizei, um verschlüsselte Messengerdienste überwachen zu können, "damit die Schwerkriminalität nicht an der Polizei vorbeiläuft". Das wird vor allem den obersten Verfassungsschützer Österreichs freuen: Omar Haijawi-Pirchner wirbt seit Wochen für eine Art Staatstrojaner. Zuletzt auch nach dem angeblich geplanten Anschlag dreier mutmaßlicher Jihadisten auf die Wiener Pride. In der ÖVP wird die Idee immer öfter aufgegriffen. Bei den anderen Parteien herrscht Skepsis.

Die Bandidos hatten sich in Oberösterreich wohl jedenfalls mit der ehemaligen Neonazigruppe Objekt 21 verbrüdert. Ein früheres Führungsmitglied zählt zu den bisher zehn Verhafteten in der Causa.

Möglicher Auslandskonnex

Wie eng verwoben Neonazis von Objekt 21, einer Gruppe, die nach Festnahmen 2013 als zerschlagen galt, und das Bikermilieu schon vor Jahren gewesen sein dürften, zeigt ein Bericht des "Counter Extremism Project", einer internationalen Non-Profit-Organisation, zu transnationalen Verbindungen zwischen Rechtsextremismus, Terrorismus und organisierter Kriminalität vom März 2023.

So habe die Gruppe neben rechtsextremen Bündnissen auch mit Bikergangs aus Bayern kooperiert. Zudem mit den Hells Angels Deutschland, dem Rivalen der Bandidos.

Der Schwenk der Rechtsextremen von den Hells Angels zu den Bandidos könnte mit Verbindungen in die Schweiz zu tun haben. "Stoppt die Rechten" will Social-Media-Profile der Objekt-21-Szene durchforstet haben und auf einen Innviertler in Bandidos-Kutte gestoßen sein. Darauf zu sehen: ein Aufnäher mit der Aufschrift "Thun", einer Schweizer Stadt im Berner Oberland. Als dort vor zwei Jahren ein Klublokal der Bandidos abgebrannt war, wurden die Hells Angels hinter dem Angriff vermutet. In der Schweiz wird der Kampf der Rockergangs ähnlich wie in Deutschland mit Gewalt ausgetragen. Was die Bandidos in Österreich mit dem Waffenarsenal vorhatten, ist Teil von Ermittlungen.

Wohl kein Einzelfall

Aus der Analyse des "Counter Extremism Project"geht hervor, wie breit das Netzwerk von Objekt 21 einst angelegt war. Die Gruppe soll schätzungsweise aus 30 Personen und 200 Sympathisanten bestanden haben. Und auf sie geht eine Reihe von Straftaten zurück: Raubüberfälle, Einbrüche, Körperverletzung, Einschüchterung, Erpressung, Entführung, Drogen- und Waffenhandel sowie Angriffe mit Brandsätzen und Buttersäure im Rotlichtmilieu.

Objekt 21 dürfte mit seinen Verbindungen ins Motorradmilieu nicht allein sein. Der Bericht legt Überschneidungen zwischen dem Umfeld der rechtsextremen Identitären, einer dritten Bikergang sowie einer einschlägigen Sportgemeinschaft nahe. Die in Deutschland verbotene Gang und die "Sportler" sollen an illegaler Prostitution beteiligt gewesen sein und Sicherheitsdienste angeboten haben. (Jan Michael Marchart, 3.7.2023)