Im Gastblog beschäftigt sich Johannes C. Huber mit unterschiedlichen Mischverhältnissen und klärt auf, welche Bieranteile einen Radler ausmachen.

Ein Bekannter von mir hat sich vor geraumer Zeit aufgrund der Hitze einen "leichten Radler" gemischt, indem er einen halben Liter normalen Radler mit einem halben Liter alkoholfreiem Radler kombinierte. Es wäre vermutlich besser, an heißen Tagen einfach gleich beim Wasser zu bleiben, aber in diesem Beitrag geht es nicht darum, den optimalen Durstlöscher für den Sommer zu finden. Ich habe mir nämlich die Frage gestellt, ob man das dadurch entstandene Mischgetränk überhaupt noch als Radler bezeichnen kann oder nicht.

Radler wird eingeschenkt
Die Frage, wann ein Radler ein Radler ist, ist auch eine mathematische.
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Zunächst einmal hängt das davon ab, welcher Radler beigemischt wird. Schließlich gibt es etliche verschiedene Sorten, aber kein einheitliches Mischverhältnis. Ein erster Anhaltspunkt wäre also das Originalrezept. In diesem ist das Verhältnis von Bier zu Limonade angeblich 60 zu 40. Im Handel findet man jedoch auch häufig 50 zu 50 oder bei süßeren Varianten sogar 40 zu 60. Das hängt damit zusammen, dass ein handelsüblicher Radler laut WKO einen Vollbieranteil von 40 bis 60 Prozent haben kann.

Bei der besagten Mischung sieht die Sache allerdings anders aus, denn selbst dann, wenn der beigemischte Radler das Verhältnis mit dem höchstmöglichen Bieranteil von 60 zu 40 aufweist, geht sich das nicht aus. Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir uns nur überlegen, wie die Anteile in der Mischung zustandekommen: 60 Prozent Bieranteil von 500 Milliliter Radler sind 300 Milliliter Bier. Da alle anderen Bestandteile alkoholfrei sind, hat das dadurch entstandene Mischgetränk nur noch ein Verhältnis von 30 zu 70 und darf somit nicht mehr als Radler bezeichnet werden.

In Schulbüchern gibt es zum Thema Verhältnisse und Proportionen etliche Aufgaben, bei denen es um ein bestimmtes Mischverhältnis geht. Die meisten davon sind wie folgt aufgebaut: Man hat eine bestimmte Menge eines Mischguts (etwa Verdünnungssaft), möchte ein bestimmtes Mischverhältnis erreichen (etwa 1 zu 7) und soll dann die Menge des anderen Mischguts (zum Beispiel Wasser) ermitteln. Es gibt zwar auch komplexere Problemstellungen, wie zum Beispiel Umkehraufgaben, aber ich finde es spannender, sich mit Fragen wie diesen zu beschäftigen, weil sie ein bisschen mehr als die bloße Anwendung einer Dreisatzrechnung erfordern, um sie beantworten zu können:

Das perfekte Mischverhältnis ist übrigens anscheinend 50 zu 50. In welcher Reihenfolge man die beiden Mischgetränke einschenken sollte, hängt davon ab, worauf man Wert legt. Falls zuerst Limonade und danach Bier eingefüllt wird, entsteht weniger Schaum, wodurch das Füllen schneller geht. Wenn man stattdessen eine gute Durchmischung erreichen will, sollte man zuerst das Bier und dann die Limonade einfüllen, weil das Bier eine geringere Dichte hat und ansonsten oben bleiben würde. Diese Methode dauert allerdings länger, da sich dabei wiederum mehr Schaum bildet. (Johannes C. Huber, 3.8.2023)