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Esel und Schädel gehören zu den treuen Begleitern in "Graveyard Keeper".
Tiny Build

"Graveyard Keeper" ist nicht wirklich ein neues Spiel, erstmals erschien die – laut Eigendefinition – "ungenaueste mittelalterliche Friedhofsmanagement-Simulation des Jahres" im August 2018 für Windows-PCs. Darauf folgten verschiedene Erweiterungen sowie Portierungen für alle erdenklichen Plattformen, von mobilen Geräten wie Smartphones und Nintendos Switch über Xbox- und Playstation-Konsolen bis hin zu Linux und MacOS. Das offizielle Wiki des Spiels enthält über 4.000 Seiten, die von knapp 33 Millionen Userinnen und Usern erstellt wurden.

Graveyard Keeper Launch Trailer - PC Xbox One Mac Linux
tinyBuildGAMES

Nun rühmen sich das Indie-Studio Lazy Bear Games und der Publisher Tiny Build, mit der "Last Journey Edition" ein komplettes Paket neben dem PC auch auf Playstation 4 und Xbox One – sowie freilich auch auf die neueren Konsolen der beiden Anbieter – zu bringen. Im Paket sind neben dem Hauptspiel auch die DLCs inkludiert, die auf klingende Namen wie "Breaking Dead", "Stranger Sins", "Game of Crone" und "Better save Soul" hören. Der STANDARD hat mit Kanonen auf Spatzen geschossen, indem wir das Kult-Pixelspiel auf der Playstation 5 ausprobiert haben.

Mein eigener Friedhof

Wer bei "Graveyard Keeper" eine klassische Berufssimulation wie den "Landwirtschaftssimulator" oder den "Fernbus Simulator" erwartet, der liegt falsch. Denn es geht in dem Spiel um weit mehr als um das Buddeln von Gräbern. Stattdessen wird eine Story erzählt, bei der es den Hauptcharakter – einen bärtigen Mann – plötzlich aus der Gegenwart in ein mittelalterliches Dorf verschlägt, in welchem er sich um die Renovierung und Pflege des lokalen Friedhofs kümmern muss und dabei allerlei verrückte Abenteuer erlebt.

Ein Element des Spiels ist tatsächlich die Aufwertung der heruntergekommenen Ruhestätte. Wurde diese erst in einen ansehnlichen Zustand versetzt, so belohnt uns der Bischof mit der Möglichkeit, die dazugehörige Kirche wieder zu eröffnen. Hinzu kommen aber etliche Gespräche mit den Einwohnerinnen und Einwohnern des Dorfs sowie das Erforschen der Umgebung und Kampfsequenzen. Mit diesem Mix erinnert das Spiel auch stark an den Indie-Dauerbrenner "Stardew Valley", welcher ebenfalls auf eine Mischung aus Pflanzenanbau-Simulation und Exploration setzt.

Screenshot Graveyard Keeper
Schon irgendwie makaber: Unser Fleisch können wir dem Wirt verkaufen.
Tiny Build

Von "Stardew Valley" unterscheidet sich "Graveyard Keeper" aber vor allem durch den düsteren Humor, der nicht zuletzt aufgrund eines sprechenden Totenschädels immer wieder Erinnerungen an die Kult-Adventuregames der "Monkey Island"-Serie weckt. So muss sich der Protagonist damit abfinden, dass ein Großteil der Dorfbewohner die Erde für eine Scheibe hält, Hexenverbrennungspartys beiwohnen und in der Leichenhalle das Fleisch von den Verstorbenen schneiden, um es dem lokalen Wirt zu verkaufen. Später kann man sogar die Toten wiedererwecken und für sich schuften lassen, statt sie einzubuddeln. Makaber? Ja, natürlich. Aber auch so absurd, dass man guten Gewissens darüber lachen kann.

Pixelgrafik und flüssige Steuerung

Sprechen wir noch kurz über Technik, obwohl diese bei einem solchen Spiel nicht im Mittelpunkt stehen sollte. Ja, natürlich sieht "Graveyard Keeper" so aus, als sei es im "RPG Maker" gestaltet worden. Und die Dialoge sind auch nicht vertont, man hört ein angedeutetes Gebrabbel und muss eifrig mitlesen. Doch wer sich an solche Dinge gewöhnen kann, dessen Spielspaß sollte auch nicht sonderlich getrübt werden. Ganz abgesehen davon, dass der Soundtrack entspannt durch das Spiel begleitet und sich das Game zumindest mit einem PS5-Controller problemlos steuern lässt.

Screenshot Graveyard Keeper
Auch Technologien werden in "Graveyard Keeper" weiterentwickelt und neue Fertigkeiten erlernt. Fad wird's nicht.
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Wie eingangs angedeutet, ist "Graveyard Keeper" auch deutlich umfangreicher, als es sich in einem kurzen Testbericht darstellen lässt. Die Masse an Einträgen im hauseigenen Wiki spricht für sich, und bei Howlongtobeat.com wird allein für die Main Quest des Hauptspiels eine Spielzeit von 45 Stunden veranschlagt – hinzu kommen die besagten DLCs sowie diverse Nebentätigkeiten. Ein Umfang also, der so manches AAA-Spiel in den Schatten stellt, und das zu einem Preissegment – je nach Plattform – im niedrigen bis mittleren zweistelligen Eurobereich. Viel Unterhaltung für vergleichsweise wenig Geld also. Und somit ein Tipp für alle, die schrägen Humor bombastischen Effekten vorziehen und es reizvoll finden, sich ein paar Abende in Pixelgrafik als Friedhofswärter um die Ohren zu schlagen. (Stefan Mey, 8.7.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Ein Exemplar des Spiels wurde dem STANDARD von Tiny Build zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.