Rammstein Lindemann Konzerte Vorwürfe Missbrauch Petition
Till Lindemann weist die Vorwürfe gegen ihn zurück. Aktivisten fordern, dass Rammstein bis zur Klärung der Vorwürfe keine Bühne mehr gegeben wird.
APA/AFP/DPA/CHRISTOPHE GATEAU

Berlin – Die Vorwürfe gegen den Sänger der Band Rammstein, Till Lindemann, werden aktuell untersucht. Einige aber wollen bereits jetzt Konsequenzen sehen und fordern Konzertabsagen. Diese Woche sollen Rammstein drei Konzerte im Berliner Olympiastadion spielen, am 26. Juli gastieren sie planmäßig im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Bislang wurden keine Shows der laufenden Rammstein-Tour abgesagt, die Konzerte waren auch weiterhin gut besucht, nur wenige geben bislang ihre Tickets zurück.

Mit einer seit längerem laufenden Petition will das Kampagnennetzwerk Campact erreichen, dass Rammstein-Konzerte bis zur Klärung der Vorwürfe gegen Lindemann nicht mehr stattfinden sollen. Unter dem Titel "Keine Bühne für Rammstein" wird das rot-schwarz regierte Bundesland Berlin aufgefordert, das Konzert im Olympiastadion, das im Eigentum des Landes steht, zu untersagen. "Die Übergriffe dürfen sich nicht wiederholen. Die Rammstein-Konzerte müssen abgesagt werden! Berlin darf nicht zum Ort für sexuellen Missbrauch werden! Wir feiern keine Täter!", ist in der Petition zu lesen, die bislang von mehr als 70.000 Menschen unterzeichnet wurde.

Die Kampagnenorganisation #aufstehn hat angesichts der Vorwürfe eine Kundgebung vor dem Auftritt der Band im Wiener Ernst-Happel-Stadion am 26. Juli angekündigt. Gemeinsam wolle man unter dem Motto "Keine Bühne für Täter!" ein starkes Zeichen setzen, hieß es in einer Aussendung.

Für Anwälte klare Vorverurteilung

Lindemann, für den die Unschuldsvermutung gilt, werde im Text der Petition vorverurteilt, finden seine Anwälte. Aus diesem Grund ließ die Berliner Anwaltskanzlei Schertz Bergmann den Kampagnen-Initiatoren Campact eine Unterlassungsaufforderung zukommen. Werde dieser nicht nachgekommen, wolle man vor Gericht ziehen. Die Petition verbreite unwahre und schwer ehrverletzende Tatsachenbehauptungen, heißt es vonseiten der Anwälte. "Unser Mandant hat keine jungen Frauen missbraucht", die Bezeichnung Lindemanns als "Täter" stelle eine klare Vorverurteilung dar.

Campact erklärte, dass man der Unterlassungsaufforderung nicht nachkommen werde. "Wir halten es für unsere Pflicht, die mutigen Menschen zu unterstützen, die sich zu den Vorfällen bei Rammstein-Konzerten öffentlich geäußert haben und Konsequenzen fordern", sagt Geschäftsführer Felix Kolb. Man wolle "sich die Verwendung klarer Worte nicht verbieten lassen".

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Frauen Till Lindemann Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Rammstein-Sänger weist das von sich. In Berlin ermittelt die Staatsanwaltschaft, in Litauen entschieden sich die Behörden, keine Ermittlungen einzuleiten. Anzeigen gegen Lindemann seien laut dessen Anwälten bislang nur von unbeteiligten Dritten erstattet worden. (stew, 11.7.2023)