Um bis zu 15 Prozent teurer sind hierzulande Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr. In der Kritik stehen unter anderem Lebensmittelkonzerne, die mit der Preiserhöhung zur Inflation beitragen würden. Am Dienstagabend konterte Rewe-Chef Marcel Haraszti und gab in einem "ZiB 2"-Interview den Lieferanten die Schuld für die hohen Lebensmittelpreise: "Wir haben die Preise durch gute Verhandlungen etwas reduzieren können, aber wir mussten die Preise der Lieferanten weitergeben." Konzerne wie Nestlé oder Unilever seien "Giganten", gegen die man "wie Löwen" kämpfe. 

Langfassung: Interview mit Marcel Haraszti
ORF

Rewe ist ein internationaler Lebensmittelhandelskonzern und beherrscht mit Marken wie Billa, Penny und Adeg mehr als 30 Prozent des österreichischen Lebensmittelhandels. Mit rund zehn Milliarden Euro Umsatz und etwa 47.000 Beschäftigten zählt Rewe neben Spar und Diskontern wie Hofer und Lidl zu den größten Einzelhändlern in Österreich.

Gehalt als Teuerungsfaktor?

Haraszti erklärte im Interview zudem, warum der Rewe-Konzern in Deutschland Lebensmittel um 15 Prozent günstiger als in Österreich anbieten kann. Österreich habe auf die Einwohnerinnen und Einwohner gerechnet eine viel höhere Dichte an Geschäften als Deutschland, somit höhere Kosten in der Logistik und deutlich höhere Lohnnebenkosten. Außerdem nannte er als einen weiteren Grund die Pflicht zu Beitragszahlungen an die Wirtschaftskammer, die es in Deutschland so nicht gebe. In Österreich sei der Wettbewerb am Markt trotz Konzentration auf einige wenige Konzerne massiv. "Wir schenken uns nichts", sagte Haraszti.

Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Handelsverbands Rainer Will in der "ZiB 2". Ein Kostenfaktor bei den Lebensmittelpreisen speziell in Österreich sei das 14. Gehalt, sagte er. In Deutschland gebe es nur zwölf Gehälter. Zudem betrage die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel dort nur sieben Prozent anstatt zehn wie in Österreich.  

Preiserhöhung durch Rabatte: "No-Go"

Ein klares "Nein" gab es seitens des Vorstandschefs auf die Frage von Moderator Armin Wolf, ob Rewe unmittelbar vor Aktionen Preise erhöhe, eine Rabattaktion durchführe und dann wieder auf den erst erhöhten Preis zurückgehe. Solche Methodik bezeichnete Haraszti als "No-Go". 

Haraszti sieht die Regierung in der Preispolitik gefragt. Er wiederholte seine Forderung, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf sieben Prozent zu senken, und versicherte, dass dies auch an Kundinnen und Kunden weitergegeben würde. In den derzeitigen Maßnahmen der Regierung sieht er vor allem Populismus: "Wenn man zu einem Gipfel einlädt und sogar unterbrochen wird, wenn man Maßnahmen vorschlägt, dann ist das einfach mangelndes Interesse und ein hoher Hang zum Populismus, uns vorzuwerfen, dass wir nicht gesprächsbereit sind." Gemeint ist damit der Lebensmittelgipfel der Regierung, der Anfang Mai ergebnislos zu Ende ging. (Magdalena Willert, 12.7.2023)