Viele Menschen, die nicht nahtlos von einer Beziehung in die andere wechseln, kennen das: Es gibt Lebensphasen, in denen herrscht im Liebesleben vollkommene Flaute. Man wünscht sich zwar unbedingt eine feste Partnerschaft, lernt aber einfach niemand Interessanten kennen. Weit und breit ist kein neues Liebesglück in Sicht. Je länger dieser Zustand andauert, desto sehnsüchtiger und ungeduldiger können Menschen werden. Und erscheint dann endlich eine annähernd passende Person auf der Bildfläche, die ebenfalls etwas Fixes sucht, kann es sein, dass man vieles überstürzt.

Ein lachendes junges Paar, Mann und Frau, in stürmischer Umarmung auf einem Bett, er kniet hinter ihr und hält sie umschlungen
"Wir sind jetzt eh fix zamm, gell? Ich bin übrigens der Martin!"
Getty Images/iStockphoto/David-Prado

Wenn es gar nicht schnell genug gehen kann

Das Phänomen nennt sich "Apocalypsing" – und ist praktisch das genaue Gegenteil davon, es mit jemandem langsam angehen zu lassen und sich nicht festlegen zu wollen. Anstatt ständig auf der Bremse zu stehen, wird nicht lange gefackelt: Man hat in Sachen neue Beziehung eher beide Füße auf dem Gaspedal – und ignoriert dabei sämtliche Verkehrsschilder. Man verhält sich gerade so, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor und als müsste man die nächstbeste Person schnappen, die zu einer Partnerschaft bereit ist, um die wenige Zeit gemeinsam zu nutzen, die einem noch bleibt. Wenig verwunderlich: Die Wurzeln dieses Dating-Trends liegen in der Corona-Pandemie, als der Alltag stark von Unsicherheit und Zukunftsängsten geprägt war.

Man hat sich zwar gerade erst getroffen und ist sich im Grunde noch in vielerlei Hinsicht fremd, möchte aber so dringend eine neue Beziehung eingehen, dass man sich kaum Zeit nimmt, den anderen richtig kennenzulernen und herauszufinden, ob man wirklich auf lange Sicht gesehen zusammenpasst. Man will die große Liebe auf Knopfdruck, macht sich aber vielleicht unterbewusst etwas vor und agiert wie mit Scheuklappen. Man ignoriert dabei möglicherweise klare Red Flags und eigene Erfahrungen aus früheren Beziehungen. Vielleicht hat das Miteinander als One-Night-Stand begonnen, doch schon nach dem gemeinsamen Frühstück am Morgen danach sieht man sich als Paar. Womöglich geht der Schnelldurchlauf weiter, man zieht sogar in Windeseile zusammen oder redet auch rasch vom Heiraten.

Natürlich: Kurzerhand eingegangene Beziehungen können theoretisch funktionieren. Schließlich gibt es die berühmte Liebe auf den ersten Blick, und eventuell hat man ja wirklich das seltene Glück, eine ganz besondere Person gefunden zu haben, die perfekt zu einem passt – und das langfristig. Man kann aber bei einem solchen Hineinrasen in eine neue Beziehung auch die Erfahrung machen, dass sich Gefühle auf Knopfdruck nicht erzwingen lassen, selbst wenn man das noch so sehr möchte. Und dass Nähe und Intimität häufig eine gewisse Zeit brauchen, um zu wachsen – vor allem, wenn man sich noch gestern völlig fremd war.

Haben Sie so etwas schon erlebt?

Ist es Ihnen schon passiert, dass Sie sich vorschnell in eine Beziehung gestürzt haben? Wie schnell und woran haben Sie gemerkt, dass das keine gute Idee war? Oder haben Sie eher die Erfahrung gemacht, dass sich trotzdem eine lange und glückliche Beziehung daraus entwickelt hat? Erzählen Sie im Forum! (Daniela Herger, 14.7.2023)